Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Zwicker,
die RVM hat in Absprache mit der Verwaltung den Fahrplan der geplanten Linie X80 „Baumwollexpress“ angepasst und dabei weiter an den Anschluss an den IC nach Berlin optimiert (vgl. Sitzungsvorlage 0130/2022/KREIS). Die von unserer Fraktion bereits in der vergangenen Sitzung vorgebrachte Kritik der fehlenden Berücksichtigung der veränderten Fahrzeiten des RE19 von Bocholt nach Düsseldorf wurde dabei nicht aufgenommen. Nach dem vorgelegten Fahrplanentwurf beträgt die Umsteigezeit in Bocholt von der Linie X80 auf den RE19 nach Düsseldorf nun 53 Minuten, in umgekehrter Richtung 57 Minuten. Damit wird die jeweils vorherige Fahrt also nur knapp verpasst.
Darum bittet die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rahmen des TOP 4 der kommenden Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Bauen eine Beantwortung folgender Fragen durch die entsprechenden Fachplaner*innen (schriftlich oder persönlich in der Sitzung):
- Während der Anschluss nach Düsseldorf tägliche Pendler*innen ansprechen könnte wird der Anschluss nach Berlin wohl eher von Gelegenheitsreisenden genutzt. Wieso wird das Potential an Umsteiger*innen an den IC nach Berlin dennoch höher bewertet als an den RE19 nach Düsseldorf?
- Von den 13 Fahrten nach Bad Bentheim haben lediglich 6 Fahrten einen zeitnahen Anschluss an einen IC nach Berlin (Montags bis Freitags), in Gegenrichtung haben sogar nur 3 von 13 Fahrten einen Anschluss von einem IC aus Berlin. Wieso sind dennoch alle Fahrten auf dieselbe Taktlage ausgerichtet?
- In der Sachdarstellung wird erläutert, dass eine „Anbindung am Bustreff in Bocholt gesichert“ wird. Welche Anschlüsse werden dort zeitnah erreicht? Wären diese mit einer Anpassung des Fahrplans an den RE19 gefährdet?
Ebenfalls von uns kritisiert wurde das Fehlen eines Unterweghaltes zwischen Vreden und Alstätte, da dort der Linienweg in relativer Nähe zu den Ortschaften Lünten und Ammeloe sowie an der Wohn- und Betreuungseinrichtung Antoniusheim verläuft und dort ohne großen Aufwand weiteres Fahrgastpotenzial abgeschöpft werden könnte. Zudem verkehrt dort der Vredener Bürgerbus, der aus diesen Ortschaften als Zubringer fungieren könnte.
- Wie hoch wäre die Fahrzeitverlängerung bei einem weiteren Bedarfshalt an einer neu zu errichtenden Haltestelle (z.B. Abzw. Lünten) oder einer bestehenden Haltestelle (z.B. Abzw. Antoniusheim) auf dem Linienweg?
- Ähnlich verhält es sich im Bereich Bardel auf Bad Bentheimer Gebiet, wo bereits in der Machbarkeitsstudie der Bentheimer Eisenbahn ein Bedarf angedeutet wird und durch den voraussichtlichen Wegfall der Linie 969 eine Lücke entstehen wird. Wieso wird der für den SPNV angedachte Halt nicht bereits durch den X80 an der Haltestelle Bardel Kloster erfüllt?
Mit freundlichen Grüßen
Richard Henrichs
Vera Timotijević
Danke! Als Interessierter Nutzer der Linie (von Düsseldorf nach Vreden), habe ich mir die gleichen Fragen gestellt.
Gibt es eine Antwort auf die Anfrage?
Gibt es eine Antwort auf Ihre sinnvolle Anfrage? Der verpasste Anschluss in Bocholt ist in der Tat äußerst unglücklich.
Hier die Stellungnahme der Verwaltung zu unserer Anfrage:
Der Fahrplan der neuen Linie X 80 „Baumwollexpress“ musste in den vergangenen Wochen in Abstimmung von RVM und Verwaltung aufgrund der konkreten Bedingungen vor Ort nochmals angepasst werden. In Abstimmung mit der Polizei wird aus Sicherheitsgründen auf ein Halten des Busses auf der Baumwollstraße ohne Busbucht verzichtet. Dies verlängert ein wenig die Fahrtzeit und erschwert damit die gleichzeitige Anschlussoptimierung auf die Bahnhöfe Bad Bentheim und Bocholt.
Vor diesem Hintergrund sind die Fragen wie folgt zu beantworten:
1. Während der Anschluss nach Düsseldorf tägliche Pendler*innen ansprechen könnte wird der Anschluss nach Berlin wohl eher von Gelegenheitsreisenden genutzt. Wieso wird das Potential an Umsteiger*innen an den IC nach Berlin dennoch höher bewertet als an den RE19 nach Düsseldorf?
In der langen politischen Diskussion zum Baumwollexpress wurde stets der Anschluss an den IC nach Berlin als wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Erreichbarkeit der Region genannt. Dabei wurde auch immer wieder auf die suboptimale ÖPNV-Verbindung zwischen Gronau und Bad Bentheim hingewiesen. Die Verwaltung hat diese Hinweise als handlungsleitend aufgegriffen. Eine Abwägung fand auch mit Blick auf die aktuell bestehenden ÖPNV-Verbindungen statt, die zum Bahnhof Bocholt deutlich besser sind als zum Bahnhof Bad Bentheim.
Selbstverständlich kann auch eine grundsätzliche Umplanung mit Optimierung auf den RE 19 nach Düsseldorf durchgeführt werden. Da dies:
a) eine neue Linien- und Umlaufplanung,
b) eine erneute Abstimmung mit den betroffenen Kommunen und dem Landkreis Grafschaft Bentheim,
c) eine Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen mit eigenwirtschaftlichen Verkehren im Linienbereich,
d) eine Beschlussfassung in den Kreisgremien sowie
e) eine Genehmigung durch die Bezirksregierung Münster erfordert,
müsste der Start des X 80 auf das erste Quartal 2023 verschoben werden.
2. Von den 13 Fahrten nach Bad Bentheim haben lediglich 6 Fahrten einen zeitnahen Anschluss an einen IC nach Berlin (montags bis freitags), in Gegenrichtung haben sogar nur 3 von 13 Fahrten einen Anschluss von einem IC aus Berlin. Wieso sind dennoch alle Fahrten auf dieselbe Taktlage ausgerichtet?
Die Optimierung erfolgte kundenorientiert in den Vormittagsstunden auf die Fahrten von Bad Bentheim nach Berlin und in den Nachmittagsstunden auf die Fahrten von Berlin nach Bad Bentheim. Zudem wurden die Regelmäßigkeit des Fahrplans und die Umlaufplanung für den Einsatz von Fahrpersonal und Bus mit berücksichtigt.
3. In der Sachdarstellung wird erläutert, dass eine „Anbindung am Bustreff in Bocholt gesichert“ wird. Welche Anschlüsse werden dort zeitnah erreicht? Wären diese mit einer Anpassung des Fahrplans an den RE19 gefährdet?
Am Bustreff in Bocholt werden mit dem vorliegenden Fahrplan weitgehend alle Stadtbusse mit einer Umsteigezeit von gut 15 Minuten erreicht. Wie bei Frage 1 dargestellt, würde eine grundsätzlich vorrangige Optimierung auf den RE 19 eine gänzlich neue Planung erfordern. Deshalb kann erst nach deren Erstellung beantwortet werden, ob bzw. welche Anschlüsse am Bustreff gefährdet sein könnten.
4. Wie hoch wäre die Fahrzeitverlängerung bei einem weiteren Bedarfshalt an einer neu zu errichtenden Haltestelle (z.B. Abzw. Lünten) oder einer bestehenden Haltestelle (z.B. Abzw. Antoniusheim) auf dem Linienweg?
Wie dargestellt, wird in Abstimmung mit der Polizei aus Sicherheitsgründen auf ein Halten des Busses auf der Baumwollstraße ohne Busbucht verzichtet. Beim Abzweig Lünten müsste daher zunächst die entsprechende Infrastruktur durch die Stadt Vreden geschaffen werden. Da dies mit umfangreichen Baumaßnahmen verbunden ist, wurde zunächst davon abgesehen, diese Haltestelle, die anfänglich im Linienkonzept des Baumwollexpresses enthalten war, während des Probetriebes anzufahren.
Die vom Bürgerbus angefahrene Haltestelle am Abzweig zum Antoniusheim war bislang in keinem der mit den kreiseigenen Kommunen und politischen Gremien des Kreistags beratenen Linienkonzepte des Baumwollexpresses enthalten. Ob die Haltestelle bereits jetzt schon den für den Baumwollexpress erforderlichen Ausbaustandard hat, wurde daher nicht gesondert überprüft. Für einen zusätzlichen Halt am Linienweg rechnet die RVM mit einer Fahrtzeitverlängerung von durchschnittlich 20 Sekunden.
An dieser Stelle sei auf die Ausgangssituation hingewiesen mit einer Aufforderung nach einer echten Schnellbuslinie. Der Konsens zwischen den Kommunen bestand aus nur einem Halt pro Kommune mit Ausnahme von Bocholt mit 2 Halten. Im Verlauf der Planung wurde um wenige ergänzende Halte gerungen. Sollte auf dem Stadtgebiet Vreden ein dritter oder gar weiterer Halt eingerichtet werden, so ist zu erwarten, dass weitere Haltepunkte auch von anderen Kommunen gefordert werden. Die Fahrtzeitverlängerung ist dann in der Summe der ergänzenden Halte zu betrachten.
5. Ähnlich verhält es sich im Bereich Bardel auf Bad Bentheimer Gebiet, wo bereits in der Machbarkeitsstudie der Bentheimer Eisenbahn ein Bedarf angedeutet wird und durch den voraussichtlichen Wegfall der Linie 969 eine Lücke entstehen wird. Wieso wird der für den SPNV angedachte Halt nicht bereits durch den X80 an der Haltestelle Bardel Kloster erfüllt?
Aus zwei Gründen wurde ein möglicher Halt am Kloster Bardel bislang nicht in die Erwägung einbezogen:
a) Die eigenwirtschaftliche Linie 969 wird erst zum 31.12.2023 aufgegeben. Bis dahin würde der X 80 eine Konkurrenzsituation für den Konzessionär darstellen.
b) Das Konzept eines Schnellbusses würde durch die Ausrichtung auf den Schülerverkehr aufgeweicht. Siehe auch die Antwort zur Frage 4.