Bewerbung als Öko-Modellregion

Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Zwicker,

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt zur nächsten Sitzung von Kreisausschuss und Kreistag den TOP „Bewerbung als Öko-Modellregion“ aufzunehmen und den folgenden Antrag beraten zu lassen:

Um den Ökolandbau in NRW zu stärken, will Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser ab dem kommendem Jahr Öko-Modellregionen ausweisen. Dort sollen Wertschöpfungsketten gezielt gestärkt und alle gesellschaftlichen Gruppen einbezogen werden. Zunächst sollen drei Regionen in einem Förderwettbewerb ausgewählt werden. Die Kreisverwaltung wird beauftragt, sich bei der Landesregierung als eine dieser Öko-Modellregionen zu bewerben.

Begründung:

Die EU Kommission hat im Rahmen der Biodiversitätsstrategie eine Bioquote von 25% als Zielmarke vorgegeben und will dabei durch Förderung auf Produktions-, als auch auf Nachfrageebene den Absatz steigern. Für 2021 plant die Kommission, im Rahmen der Absatzförderungspolitik zusätzliche Mittel in Höhe von 40 Mio. EUR für die ökologische Landwirtschaft bereitzustellen. Mit diesen Mitteln werden Absatzförderungsmaßnahmen und Informationskampagnen über den EU-Bio-Sektor, zur Bewerbung seiner Qualität und zur Ankurbelung der Nachfrage kofinanziert. Die Landesregierung NRW will den Ökolandbau in Nordrhein-Westfalen ebenso ausweiten. Derzeit ist Nordrhein-Westfalen bundesweit Schlusslicht beim Ökolandbau, nur 6,0 Prozent der Agrarflächen im Land werden ökologisch bewirtschaftet und die Landesregierung verfolgt nunmehr das Ziel, diesen Anteil bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern. Der Kreis Borken mit einer Bioanbaufläche von ca. 1,6% und ist damit eines der Schlusslichter bundesweit. Umgekehrt ist der Kreis Borken dabei eine der Regionen mit der höchsten Produktivität in Bezug auf (konventionelle) tierische Urproduktion in Deutschland. Das Engagement hinsichtlich des ökologischen Landbaus im Kreis Borken muss folglich gesteigert werden, um den politischen Konflikt zu lösen.

Die Corona-Pandemie macht es überdeutlich: bio-/regional ist das Gebot der Stunde! Das weltweite Ernährungssystem befindet sich in der Krise: die regionalen Warenströme wurden in den letzten Jahrzehnten immer weiter verdrängt. Durch zentrale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen müssen sich Landwirte oft dem Druck großer Verarbeitungsbetriebe, Supermärkte und Discounter beugen, um ihre Produkte absetzen zu können. Dabei sinkt der Wert von Produkten, da sie namen- und gesichtslos sind, und die Pfade für regionale Warenströme – mit hoher Wertschöpfung für die Produktionsseite – gehen verloren. Bio und regional ist optimal, aber noch nicht normal.

Ökologischer Landbau ist umwelt- und klimafreundlich. Ökologischer Landbau ist eine Säule der geforderten und gelebten Biodiversitätssteigerung. Zur Steigerung der Biodiversität werden derzeitig auf EU-Ebene bis zu 15% der landwirtschaftlichen Nutzflächen als sogenannte ökologische Vorrangflächen gehandelt mit der möglichen Problemstellung die angespannte Situation auf dem Flächenmarkt im Kreis Borken noch weiter anzuheizen. Damit wird deutlich: Ein Wandel zu einer nachhaltigen, flächengebundenen Wirtschaftsweise, wie sie der ökologische Landbau verankert, ist jetzt dringender denn je. Vorbild für Nordrhein-Westfalen sind dabei Bayern und Baden-Württemberg. In Bayern werden nach Angaben der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau 2019 rund elf Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet, in Baden-Württemberg waren es nach Landesangaben sogar 14 Prozent.

Auf Verbraucherebene steigt die Nachfrage nach Bioprodukten und auch die Bereitschaft der höheren Entlohnung steigt. Die Corona-Krise hat den Wandel dabei beschleunigt. Es wurde deutlich, wie wichtig regionale Warenströme und Strukturen sind – nicht nur im Lebensmittelbereich. Das Prinzip der Öko-Modellregionen gibt den Regionen die Möglichkeit, den Ökolandbau zu stärken und dabei Arbeitsplätze und die Versorgung mit regionalen, gesunden Lebensmitteln in den ländlichen Gebieten zu halten. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für ökologische und regionale Produkte auch in anderen Konsumgüterbereichen gestärkt.  Davon profitieren Betriebe genauso wie Verbraucherinnen und Verbraucher.

Die staatlich anerkannten Öko-Modellregionen mussten in ihrem Bundesland an einem Wettbewerb teilnehmen. Damit ist kein fester Mindestanteil an ökologisch bewirtschafteten Flächen vorgeschrieben. So konnten sich in Hessen beispielsweise der eher für seine intensive Landwirtschaft bekannte Wetteraukreis (ehemals circa fünf Prozent Bioflächenanteil) genauso erfolgreich bewerben wie der Landkreis Fulda mit einem hohen Bioflächenanteil (derzeit 15 Prozent). Eine Öko-Modellregion ist also keine Auszeichnung für vergangene Verdienste. Stattdessen verpflichten sich die Kommunen und Akteurinnen und Akteure, sich auf den Weg zu mehr Ökolandbau zu machen: Entscheidend sind überzeugende Konzepte, um neue Biobetriebe und Biokundinnen und -kunden zu gewinnen. Hier liegt die Chance den Markt verbraucherorientiert zu gestalten.

Die Ökolandbau Modellregionen haben die Aufgabe, Projekte und Maßnahmen zu entwickeln, die geeignet sind, den Anteil an ökologisch und regional erzeugten Lebensmitteln zu erhöhen, um

  • das ökologische Bewusstsein in der Landwirtschaft und bei den Verbraucher*innen zu stärken,
  • die Erzeuger*innen und Verarbeiter*innen von ökologischen Lebensmitteln stärker untereinander, mit den Verbraucher*innen sowie Akteur*innen aus Gastronomie und Tourismus zu vernetzen und
  • die Verbraucher*innen für regionale Kreisläufe und heimische Lebensmittel zu sensibilisieren.

Nach den Plänen von Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser können sich die Kreise in NRW als Öko-Modellregion bewerben. Jede Öko-Modellregion bekommt dann vom Land einen Berater finanziert, der sich vor Ort um die Koordinierung kümmert. Zu den Aufgaben wird zum Beispiel gehören, dass die zahlreichen Förderprogramme bestmöglich genutzt werden. Der Fokus liegt dabei auf kommunalen und regionalen Strukturen und Netzwerken. Entscheidend bei der Beratung ist daher die Vernetzung/Beratung aller an der „Wertschöpfungskette Lebensmittel“ beteiligten Akteure. Um die Beratung effizient zu gestalten ist daher eine lokal verankerte, übergeordnete Beratung der effizienteste und direkteste Weg, dieses fordert die NRW – Landesregierung ebenso. Beispiele für Tätigkeitsfelder in Öko-Modellregionen sind etwa der Aufbau von bäuerlichen Liefergemeinschaften für den Lebensmitteleinzelhandel oder der Ausbau der Direktvermarktung zum Erhalt der regionalen Nahversorgung auf dem Land, aber auch die Umstellungsberatung auf den Betrieben.

Mit freundlichen Grüßen,

Jens Steiner
Stv. Fraktionsvorsitzender

1 Kommentar

  1. Birgitt Kruse

    Fördergelder auf Artenschutz-Programme und Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren!
    Bio-Lebensmittel in alle Kantinen!
    An RegionalwertAG Münsterland, Kommunen, Leader-AHL, Träger von Schulen, Bildungseinrichtungen, Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen….

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    wir bemühen uns um Erhalt der Biodiversität und Artenschutz und haben dazu eine bundesweite Petition gestartet.
    Wir bitten darum, diese Petition allen Partnerbetrieben und auf den Veranstaltungen bekannt zu machen. Siehe:
    Petition – Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün:
    https://www.petition-mehr-artenvielfalt-im-oeffentlichen-gruen.de/

    Weiter haben wir beim “Runden Tisch Nachhaltigkeit Ahaus” ( https://padlet.com/schneider32/tl4jptgmapqe ) die Idee eingebracht, besonders über den Weg der Regionalvermarktung gesunde, frische Bio-Lebensmittel zum Standard für Gemeinschaftsverpflegungen zu machen. Naheliegend wäre das vor allem für Altenheime und Krankenhäuser, aber auch für alle Bildungseinrichtungen von der Kita über die Schulen bis zu den Hochschulen. Da die Kirchen und Kommunen viele Einrichtungen betreiben,
    hätten sie hier (neben der Verpachtung von Land nach ökologischen Kriterien) eine besondere Verantwortung.

    Über die Leader-Region Ahaus-Heek-Legden werden immer wieder Antragsteller für “Kleinprojekte” gesucht ( https://leader-ahl.de/2021/01/07/ab-11-januar-fuer-kleinprojekt-foerderung-bewerben/ ). Hier wäre es doch sinnvoll, die Träger der Einrichtungen und Kantinen jetzt zu einem Umstellungsprogramm einzuladen für ihre Kantinen und zum
    Wohl der Menschen in ihren Einrichtungen. Die “Corona”-Zwangspause könnte im Sinne von Artenschutz- und Klimaschutz genutzt werden, entsprechende Projekte zu starten.
    Siehe dazu auch unsere bisherigen Vorschläge (angehängt).

    Der Vorschlag vom Juli 2020 noch einmal (modifiziert): “Nach (der Corona-Pause) wird in allen Schulen nur noch mit gesunder Vollwertkost und mit Bio-Lebensmitteln gearbeitet. Vorbereitungen könnten sofort beginnen. Rasch könnten mit den Krankenhäusern Programme zur Umstellung auf (heimische) Bio-Lebensmittel (und auf vegetarische und vegane Gerichte) gestartet werden. Das hätte auch enorme Impulse für eine ökologische Landwirtschaft und eine mögliche Regionalvermarktung!
    Das wäre auch ein Klimaschutz-Programm! Dazu werden Schulgärten aktiviert und umweltpädagogische Programme der Schulen angeregt.”

    Mit freundlichen Grüßen
    Birgitt Kruse
    Jürgen Kruse
    BUND-Mitglieder und: Arbeitskreis Heckenschutz
    Niehuskamp 3
    48739 Legden
    T: 02566-9709087
    6.2.2021

    Antworten

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Verwandte Artikel