Wenn von Europa die Rede ist, wird oft vom „Europa der Regionen“ anstatt vom Europa nationaler Staaten gesprochen. In diesem Zusammenhang spielen Grenzräume für eine wirkliche europäische Integration der Regionen eine entscheidende Rolle. Öffentlicher Nahverkehr ist dabei ein „Integrations-Katalysator“, weil er dem integrationsfördernden Kontakt der Menschen über Staatsgrenzen hinweg dient. Unser ÖPNV-Experte Richard Henrichs hat sich den regionalen ÖPNV auf der niederländischen Seite der Grenze angeschaut, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie dort der öffentliche Verkehr organisiert wird und was wir vielleicht noch voneinander lernen können. Auf einen Praxistest hat Richard dabei allerdings verzichtet und seine Recherche – nicht nur aus Pandemie-Gründen – nur digital, also mit Hilfe der online verfügbaren Fahrpläne durchgeführt.
Busse und Bahnen fahren doppelt so oft
Auffällig ist direkt, dass in der Achterhook und der Regio Twente die Fahrtenhäufigkeit wesentlich höher ist als im Westmünsterland. Die Streekbus-Linien fahren, wie auch die einzelnen Bahnlinien, werktags in der Regel im Halbstundentakt, und somit etwa doppelt so oft wie die Regional- und Schnellbusse bzw. Regionalbahnen auf deutscher Seite. Dabei kommt es auch dort auf Teilabschnitten zu einer Taktverdichtung durch zwei überlagernde Linien, zusätzlichen Expresslinien oder sogar zu einem zeitweisen 15-Minuten-Takt auf einer einzelnen Linie.
Sechs der neun Enscheder Stadtbuslinien fahren im 15-Minuten-Takt (im Berufsverkehr öfter), die anderen drei im Halbstundentakt und somit ebenfalls doppelt so oft wie das Stadtbus-Angebot in Bocholt. Die Übrigen Linien, meist Buurtbusse, fahren meist im Stundentakt – also auch hier doppelt so oft wie die meisten Bürgerbusse in Deutschland.
Kaum Verknüpfungen an der Grenze
Die Regiobuslinie R71 von Winterswijk nach Vreden ist – neben drei Taxibuslinien – die einzige grenzüberschreitende Buslinie, fährt allerdings nur im Zweistundentakt. Ansonsten fahren auf der jeweiligen Seite die Linien oft nur bis zur Grenze oder in Grenznähe. So fährt zum Beispiel die Enscheder Stadbus-Linie 3 nach Glanerbrug, während Gronau keine Linie in die Nähe des Grenzübergangs betreibt, an dem sich die Hauptgeschäftsstelle des EUREGIO e.V. befindet. Umgekehrt fährt der Vredener Bürgerbus bis zum Grenzübergang Zwillbrook, wo es aber auf niederländischen Gebiet der Gemeinde Groenlo kein Weiterkommen mit dem ÖPNV gibt. Immerhin sind Linienwege und Fahrpläne der Bürger- bzw. Buurtbusse Ahaus-Alstätte und Haaksbergen aufeinander abgestimmt und ein Umstieg an der Grenze bei Buurso möglich. Auch der Stadtbus Bocholt fährt mit der Linie C7 bis zum Grenzort Suderwick-Dinxperlo und ist dort mit dem niederländischen Netz verknüpft. Dies sind jedoch die einzigen hervorzuhebenen Verknüpfungen entlang der 108 Kilometer langen Grenze zwischen dem Kreis Borken und der Niederlande.
Entlang der Grenze mit der Linie 73
Während wir immer noch auf den Baumwollexpress warten – einer Schnellbuslinie von Gronau über Vreden nach Bocholt – fährt auf Niederländischer Seite auf vergleichbarer Strecke die Buslinie 73 von Winterswijk über Groenlo nach Enschede. Die Fahrzeit von einer guten Stunde für die Gesamtstrecke von rund 50 Kilometern kann diese Linie einhalten, indem sie Haaksbergen auf der Umgehungstraße umfährt und die innerörtliche Bedienung den anderen Linien überlässt. Zudem gibt es auf der Einfallstraße nach Enschede, dem Zuidervall, eine eigene Busspur mit Ampelvorrangsschaltungen. Die Express-Linie wird zwischen Groenlo und Enschede noch durch eine weiteren schnellen Linie (Linie 74 Doetinchem – Enschede) zu einem 15-Minuten-Takt verdichtet.
Weiterführende Links:
Buslinien in der Regio Twente (Keolis)
Buslinien in der Regio Achterhoek (Arriva)
Bus und Bahn im Münsterland
Stadtbus Bocholt
Openstreetmap ÖPNV-Karte
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