Förderung der Substitution von Bioenergie-Mais

Gemeinsamer Antrag von Bündnis 90/Die Grünen und UWG/Stadtpartei zu den Beratungen des Kreishaushalts 2022.

Beschlussvorschlag:

Der Kreis Borken legt eine zweckgebundene Förderung zur Erhöhung der ökologischen Wertigkeit beim Anbau von Substrat für Biogasanlagen durch Substitution von Bioenergiemais durch ertragreiche Wildpflanzenmischungen auf. Ziel ist der Anbau von Pflanzen mit einer höheren ökologischen Wertigkeit als Mais, wobei vor allem die Attraktivität für Insekten im Fokus steht. Insekten kommt sowohl mit ihrer Bestäubungsleistung als auch als Teil der Nahrungskette eine hohe Bedeutung in allen Ökosystemen zu. Gleichzeitig muss der Anbau von Nektar und Pollen liefernden Pflanzen ein für die Vergärung als Teil einer CO²-neutralen Energieproduktion geeignetes Substrat liefern und in die Produktionsabläufe von Landwirten und Biogasanlagenbetreibern integrierbar sein. Sollte es zu einem späteren Zeitpunkt eine landes- oder bundesweite Förderung mit gleichem Inhalt geben, soll dieses Kreisförderprogramm hinter diese zurücktreten.

Sachdarstellung:

Gleichzeitig Ökostrom erzeugen und Insekten sowie Niederwild einen Lebensraum bieten – möglich ist das für die Landwirtschaft im Kreis Steinfurt durch ein außergewöhnliches Projekt, das die Kreisverwaltung nun bereits im zweiten Jahr fördert. Landwirtinnen und Landwirte erhalten eine Förderung des Kreises, wenn sie für die Verwertung in Biogasanlagen statt Mais mehrjährige Wildpflanzen angebaut haben. Die Idee dahinter: Während Mais zwar ertragreich bei der Erzeugung von Biogas ist, hat er Insekten und Wildtieren als Monokultur wenig zu bieten. Eine Blühfläche ist dagegen ein idealer Lebensraum für sie und kann später als „bunte Biomasse“ trotzdem zur Biogaserzeugung genutzt werden.

Da die Blühmischung in der Biogasanlage allerdings einen geringeren Ertrag bringt als Mais, gleicht der Kreis Steinfurt den Landwirtinnen und Landwirten den dadurch entstehenden Verlust aus und fördert sie mit 350 Euro pro Hektar Blühfläche im Jahr. Insgesamt stellt die Kreisverwaltung den Teilnehmenden jährlich 80.000 Euro zur Verfügung. Der Kreistag Steinfurt unterstützt das Projekt mit breiter Mehrheit. Die Nachfrage von Landwirten für eine Teilnahme am Projekt ist so groß, dass zuletzt nicht allen Interessenten eine Förderung in Aussicht gestellt werden konnte.

Die Maßnahme dient der Förderung der Artenvielfalt und auch dem Bodenschutz und hat daher Vorteile gegenüber dem Maisanbau. Da der Verlust der Biodiversität auch bei den Pflanzen- und Tierarten angekommen ist, die eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume besiedelt, kann eine Aufwertung von Lebensräumen über (mehrjährige) Maßnahmen in der intensiv genutzten Agrarlandschaft ein Mosaikstein bei der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie sein, insbesondere in Verbindung mit Energie und Biomasse.

Das Blühflächenprojekt leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität und zur Bekämpfung des Insektensterbens. Zusätzlich sind die Blühflächen auch Lebensraum für Niederwild, sodass im Rahmen des Projektes der Naturschutz, die Landwirtschaft und die Jägerschaft an einem Strang ziehen. Wichtige Partner im Projekt sind außerdem die Kreisstelle Steinfurt der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, der Kreisverband Steinfurt des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, die Naturstoffzentrale Land und Forst (NLF) sowie die Biologische Station Kreis Steinfurt.

Zurzeit beteiligen sich rund 50 Landwirtinnen und Landwirte aus dem Kreisgebiet und kommen gemeinsam auf 84 Hektar Blühfläche. Ist die Saatgutmischung einmal eingesät, kann bis zu fünf Mal – jeweils im Spätsommer – geerntet werden. Ein Hektar ergibt dann rund 30 Tonnen Blühmasse. Alle Beteiligten, die die Förderung zurzeit erhalten, haben sich freiwillig und geschlossen dazu entschieden, jedes Jahr mindestens zehn Prozent der Fläche stehenzulassen, um Insekten und Wild auch weiterhin Raum zu bieten.

Ein zusätzlicher Vorteil der bunten Blühmasse: Die in der Mischung enthaltene Artenvielfalt an Blühpflanzen – dazu gehören beispielsweise der gelbe Steinklee, der Natternkopf und die Wilde Möhre – sorgt auch für ein attraktives Landschaftsbild. Dabei ist aber auch zu berücksichtigen, dass das Projekt aus Naturschutzsicht ein Baustein zur Förderung der Biodiversität von mehreren ist und die Maßnahmen aus dem Vertragsnaturschutz nicht ersetzt. Grundsätzlich ist zu hoffen, dass der Anbau von Wildpflanzen zur Substitution von Energiemais in Zukunft im Rahmen der EU-Agrarsubventionen gefördert wird.

Diesem positiven Beispiel für die Förderung der Biodiversität in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft sollte sich der Kreis Borken anschließen und analog dem Vorgehen des Kreises Steinfurt ein entsprechendes Förderprogramm für die Substitution von Bioenergie-Mais auflegen.

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