Corona-Pandemie: „Es wäre richtig den Betrieb von Westfleisch in Coesfeld ruhen zu lassen“

Die Grüne Kreistagsfraktion beobachtet die Entwicklung der Corona-Infektionen in der Fleischindustrie mit Sorge.

Mit großer Sorge verfolgt die Grüne Kreistagsfraktion die Entwicklung der Corona Infektionen an den Schlachthöfen. Das Virus hatte sich zuletzt vor allem bei der Großschlachterei Westfleisch in Coesfeld ausgebreitet. 129 Infizierte wurden dort am Donnerstag bei einer Testung von 200 Mitarbeitern erfasst. Trotzdem will das Westfleisch den Betrieb in Coesfeld nicht vorübergehend schließen. Alle 1.200 Beschäftigten sollen nun auf das Virus getestet werden. Drohen nach dem Ausbruch im Nachbarkreis nun erneut Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, da der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche überschritten wurde? Wenn weitere Fälle festgestellt werden, könnte der sog. Notfallmechanismus in Kraft treten, den Bund und Länder vereinbart hatten.  „Es wäre richtig gewesen, den Betrieb von Westfleisch in Coesfeld zumindest so lange ruhen zu lassen, bis das genaue Ausmaß der Infektionen unter den Mitarbeitern bekannt ist,“ sagte Jens Steiner, Vorsitzender des Kreistagsausschusses für Sicherheit und Ordnung. Die Kreisverwaltung Coesfeld hatte gestern noch mitgeteilt, aus ihrer Sicht sei eine vorübergehende Schließung unausweichlich. Westfleisch lehnt dies jedoch ab und verweist darauf, dass der Betrieb als Teil der Lebensmittelbranche nach einer Verfügung des Landes „systemrelevant“ sei.

Nach dem Corona-Ausbruch unter den Beschäftigten von Westfleisch sollen nun die Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Virus getestet werden. Das betrifft auch die Betriebe im Kreis Borken. „Es ist gut, dass wir schnell Klarheit über die Infektionslage in den Schlachthöfen bekommen,“ sagte Steiner.  Erschwerend komme hinzu, dass die Fleischindustrie zahlreiche Wanderarbeiter aus Osteuropa beschäftige. In großen Schlachthöfen stellen diese nach Gewerkschaftsangaben bis zu 80 Prozent der Beschäftigten. Die Mitarbeiter arbeiten in der Regel einige Monate in den Schlachthöfen im Münsterland und kehren dann in ihre Heimat zurück. Gewerkschafter werfen der Fleischindustrie in diesem Zusammenhang Ausbeutung vor. Steiner, der auch stellvertretender Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag ist, sprach sich dafür aus, deshalb auch die Wohnungen zu untersuchen, in denen auswärtige Arbeiter der Fleischzerlegebetriebe untergebracht sind. Häufig begünstigten die Enge, zu wenig Sanitärräume, mangelnde Hygiene und die körperliche Belastung der Arbeiter in der Fleischindustrie Krankheiten, bei denen die körpereigene Abwehr entscheidend sei. Die Frage der Unterbringung und der gesundheitlichen Versorgung müsse deshalb auch im Kreis Borken dringend geklärt werden, sagte Steiner. Massenunterkünfte dürfe es vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht geben. Die Ordnungs- und Gesundheitsämter seien gefordert jetzt insbesondere die Einhaltung von guten Arbeits- und Lebensbedingungen sicherzustellen.

Nachtrag zu unserer Meldung: Mittlerweile hat Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland den von Bund und Ländern verabredeten Notfallmechanismus bei einem gehäuften Auftreten von Coronavirus-Infektionen in Kraft gesetzt. Das Land verschiebt die landesweit geplanten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen im Kreis Coesfeld um eine Woche auf den 18. Mai, wie Landesgesundheitsminister Laumann ankündigte. Zudem wird der Westfleisch Standort Coesfeld vorübergehend geschlossen.

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