Grüne entsetzt über Krankenhausschließungen in Stadtlohn und Vreden

Grüne Kommunalpolitiker*innen wollen intensive Befassung mit Zukunft der regionalen Gesundheitsversorgung

Das Klinikum Westmünsterland plant umfangreiche Veränderungen in seiner Struktur. Besonders hart treffen diese die Bürger*innen, Patient*innen und Krankenhausmitarbeiter*innen in Stadtlohn und Vreden, denn dort sollen die Krankenhäuser de facto geschlossen werden. Die Geschäftsführung des Klinikums Westmünsterland informierte in dieser Woche die Mitarbeiter*innen und die Fraktionsvorsitzenden in den Räten von Stadtlohn und Vreden sowie die Kreistagsabgeordneten. Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, äußerte in einer ersten Reaktion vor allem Kritik an der Kommunikation des Klinikums: „Wie schon bei anderen Entscheidungen in der Vergangenheit stellt das Klinikum die Bürger*innen und die Kommunalpolitik erneut vor vollendete Tatsachen. Obwohl der Plan anscheinend seit Monaten mit Landesbehörden besprochen wurde, wurden Mitarbeiter*innen und auch die kommunale Politik erneut erst am Ende des Entscheidungsprozesses über die anstehenden Veränderungen informiert,“ sagte Steiner. Die Menschen in der Region und ihre politischen Vertreter*innen sollen die Pläne offenbar nur zur Kenntnis zu nehmen, ihre Meinung dazu sei nicht gefragt. Steiner betonte, dass die Grünen in Kreis und den Städten und Gemeinden die Pläne sorgfältig prüfen und bewerten werden. „Für die Versorgung der Menschen in der Kreismitte bei akuten Notfällen sind die Pläne aus meiner Sicht erst einmal eine erschreckende Botschaft,“ sagte der Fraktionsvorsitzende. „Auch wenn das Klinikum betont, dass insgesamt 100 Millionen Euro in die Gesundheitsversorgung der Region investiert werden, ist zumindest mir nicht unmittelbar verständlich, wieso dieses Investment mit einem gleichzeitigen Abbau von Angeboten in der Fläche verbunden werden muss.“

In wie weit die angekündigte Millioneninvestition als „Trostpflaster“ ein Ausgleich für wegfallende Angebote sein kann, stellt auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Vredener Rat, Gertrud Welper, in Frage: „Es ist seitens des Klinikums viel Vertrauen sei verspielt worden,“ betonte sie. Entsprechend kritisch wollen die Grünen verfolgen, ob die Maßnahmen so auch umgesetzt werden, wie sie nun angekündigt wurden. Gibt es überhaupt einen Markt für eine solche stationäre Reha, wie das Klinikum sie nun in Vreden plant,“ fragt sich Welper. Dass das Klinikum sich rühme, 62 Millionen Euro Förderung in die Region zu holen, sei ihr „ziemlich egal“, wenn das gleichbedeutend sei mit einem Leistungsabbau für die Menschen in Stadtlohn und Vreden. Auch aufgrund der Debatten um den Notarztstandort Vreden aus dem vergangenen Jahr sei sie nun besonders enttäuscht vom Klinikum. Damals habe das Klinikum es so dargestellt, dass Vreden gute, zukunftssichere Abteilungen habe. Was nun passiert, findet Welper „entsetzlich“. Aus ihrer Sicht wurde „das Krankenhaus in einer Salamitaktik aufgelöst.“

Richard Henrichs, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat der Stadt Stadtlohn betonte, die Nachricht sei für die Politik der Stadt eine „dicke Überraschung“ und „große Enttäuschung“. Künftig fehle die Grundversorgung vor Ort. Es sei jedoch noch zu früh für eine endgültige Bewertung. Hierzu wollen die Grünen sich in den kommenden Tagen intensiv beraten. Henrichs sagte, wie auch Welper habe er den Eindruck, dass bei der Schließung des Krankenhauses eine „Salamitaktik“ angewendet worden sei. „Zuerst die Fusion mit dem Klinikum, dann die Verlegung der Geburtsstation – und jetzt ziehen alle anderen Abteilungen weg. Aus Stadtlohner Sicht ist das sehr, sehr problematisch.“ Zumindest als Notarzt-Standort für den Rettungsdienst wird Stadtlohn erhalten bleiben, das erklärte Kreisordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow auf Anfrage der Grünen im Kreistag. Die im vergangenen Jahr gefertigten Gutachten für den Rettungsdienst im Kreis Borken hätten den Standort Stadtlohn gesichert und das mit Zustimmung der Krankenkassen als Kostenträger.

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