Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will, dass die Kreisverwaltung bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung als Öko-Modellregion bewirbt. Die Landesregierung NRW will den Ökolandbau in Nordrhein-Westfalen ausweiten. Derzeit ist Nordrhein-Westfalen bundesweit Schlusslicht beim Ökolandbau, nur 6,0 Prozent der Agrarflächen im Land werden ökologisch bewirtschaftet und die Landesregierung verfolgt nunmehr das Ziel, diesen Anteil bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern. Der Kreis Borken mit einer Bioanbaufläche von ca. 1,6% und ist damit eines der Schlusslichter bundesweit. Vorbild für Nordrhein-Westfalen sind dabei Bayern und Baden-Württemberg. In Bayern werden nach Angaben der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau 2019 rund elf Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet, in Baden-Württemberg waren es nach Landesangaben sogar 14 Prozent.
“Die Corona-Pandemie macht es überdeutlich: bio und regional zu produzieren ist das Gebot der Stunde,” sagt Jens Steiner, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Das weltweite Ernährungssystem befinde sich in der Krise: die regionalen Warenströme wurden in den letzten Jahrzehnten immer weiter verdrängt. Durch zentrale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen müssten sich Landwirte oft dem Druck großer Verarbeitungsbetriebe, Supermärkte und Discounter beugen, um ihre Produkte absetzen zu können. Dabei sinkt der Wert von Produkten, da sie namen- und gesichtslos sind, und die Pfade für regionale Warenströme – mit hoher Wertschöpfung für die Produktionsseite – gehen verloren. “Bio und regional ist optimal, aber noch nicht normal,” sagt Steiner.
Auf Verbraucherebene steigt die Nachfrage nach Bioprodukten und auch die Bereitschaft der höheren Entlohnung steigt. Die Corona-Krise hat den Wandel dabei beschleunigt. Es wurde deutlich, wie wichtig regionale Warenströme und Strukturen sind – nicht nur im Lebensmittelbereich. Das Prinzip der Öko-Modellregionen gibt den Regionen die Möglichkeit, den Ökolandbau zu stärken und dabei Arbeitsplätze und die Versorgung mit regionalen, gesunden Lebensmitteln in den ländlichen Gebieten zu halten. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für ökologische und regionale Produkte auch in anderen Konsumgüterbereichen gestärkt. Davon profitieren Betriebe genauso wie Verbraucherinnen und Verbraucher.
Nach den Plänen von Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser können sich die Kreise in NRW als Öko-Modellregion bewerben. Jede Öko-Modellregion bekommt dann vom Land einen Berater finanziert, der sich vor Ort um die Koordinierung kümmert. Der Fokus liegt dabei auf kommunalen und regionalen Strukturen und Netzwerken. Entscheidend bei der Beratung ist daher die Vernetzung aller an der ‘Wertschöpfungskette Lebensmittel’ beteiligten Akteure. Beispiele für Tätigkeitsfelder in Öko-Modellregionen sind etwa der Aufbau von bäuerlichen Liefergemeinschaften für den Lebensmitteleinzelhandel oder der Ausbau der Direktvermarktung zum Erhalt der regionalen Nahversorgung auf dem Land, aber auch die Umstellungsberatung auf den Betrieben.
Für die staatlich anerkannten Öko-Modellregionen ist kein fester Mindestanteil an ökologisch bewirtschafteten Flächen vorgeschrieben. So konnten sich in Hessen beispielsweise der eher für seine intensive Landwirtschaft bekannte Wetteraukreis (ehemals circa fünf Prozent Bioflächenanteil) genauso erfolgreich bewerben wie der Landkreis Fulda mit einem hohen Bioflächenanteil (derzeit 15 Prozent). “Eine Öko-Modellregion ist also keine Auszeichnung für vergangene Verdienste. Stattdessen verpflichten sich die Kommunen und Akteurinnen und Akteure, sich auf den Weg zu mehr Ökolandbau zu machen: Entscheidend sind überzeugende Konzepte, um neue Biobetriebe und Biokundinnen und -kunden zu gewinnen. Hier liegt die Chance den Markt verbraucherorientiert zu gestalten,” betont Steiner.
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