Nach einer völlig verfehlten Debatte zur Renaissance der Atomkraft packt die FDP in Düsseldorf nun das Thema Fracking aus der energiepolitischen Mottenkiste. Fracking ist ein Verfahren, um Gas aus tiefen Gesteinsschichten zu gewinnen. Dabei wird unter hohem Druck eine Flüssigkeitsmischung aus Sand, Wasser und Chemikalien in die Gesteinsschicht eingebracht. Durch die erzeugten Risse im Gestein wird das Erdgas freigesetzt.
„In NRW ist Fracking aus guten Gründen nicht erlaubt. Die Risiken, die unter anderem durch den Einsatz der Chemikalien entstehen, sind nicht kalkulierbar. Der Preis für die Verunreinigung des Grundwassers, der Umwelt und Erdbewegungen wäre eindeutig zu hoch. Darüber hinaus muss die fachgerechte Entsorgung der Flüssigkeitsmischung (Flowback) sichergestellt sein“, sagt Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag.
Auch vor dem Hintergrund der Energiekrise aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine bleibt Fracking für die Grünen im Kreis Borken unzweckmäßig. Nur von etwa fünf auf zehn Prozent der deutschen Förderung ließe sich mit großem Aufwand die Produktion in NRW steigern. Unabhängig von allen Risiken unterstreicht nach Ansicht von Steiner die Fracking-Idee der FDP nur eins: Mangelndes Fachwissen, denn es würde etliche Jahre dauern, bis der erste Kubikmeter Fracking-Gas überhaupt gefördert werden könnte, falls es gelingt, nennenswerte Lagerstätten in NRW zu finden.
Die Grünen bleiben deshalb bei ihrer ablehnenden Haltung zum Fracking. „Es gibt keinen Grund, das Fracking-Verbot aufzuweichen, da sich die erheblichen Gefahren und Gefährdungen für Boden, Wasser und Luft, Mensch, Natur und Umwelt nicht geändert haben“, betont Steiner. Derzeit gäbe auch es keine Anträge auf Exploration und Aufsuchungserlaubnisse auf den Seiten der Bezirksregierungen, da die derzeitige Rechtslage dies auch nicht ermögliche. Dies müsse auch so bleiben. Es zeige nämlich, dass selbst aus Sicht der Unternehmen die möglichen Fördermengen und Kosten in keinem angemessenen Verhältnis zu den Risiken stehen.
Die Grünen bewerten den Vorschlag daher als „Panikmache und blindwütigen Aktionismus“, bei der auf Biegen und Brechen eine Fördertechnik „aus der Mottenkiste gezogen wird“. Fracking-Gas kann keinen nachhaltigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten – weder für den Kreis Borken noch für Nordrhein-Westfalen und schon gar nicht für Deutschland. Es sei deshalb richtig gewesen, dass der Kreistag sich zeitig und eindeutig gegen Aufsuchungserlaubnisse und Probebohrungen positioniert hatte.
„Der Schutz des Grund- und Trinkwassers muss immer Vorrang haben“, erklärt der grüne Fraktionsvorsitzende. Man dürfe kein Risiko für das Wasser und die Umwelt eingehen. Ohnehin sei Fracking der falsche Weg. Nötig sei eine regionale Energiewende ohne Erdgas und Erdöl. „Anstatt mit großen Risiken den letzten Rest an fossilen Energieträgern aus der Erde zu holen, sollten wir uns auf den Ausbau aller erneuerbaren Energien konzentrieren“, sagte Steiner.
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