Der Anteil von Frauen in Vorständen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist verschwindend gering. „Gerade öffentliche Banken sollten ihrer Vorreiterrolle gerecht werden und sich auch an der Spitze diverser aufstellen,“ fordert Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Nach aktuellen Medienberichten sind bei Sparkassen 63 Prozent der Mitarbeiter weiblich, doch nur 53 von 919 Vorständen sind Vorständinnen, das entspricht 5,8 Prozent. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken sind 57 Prozent aller Mitarbeiter Frauen, doch nur 4,4 Prozent gehören zum Vorstand. Das bedeutet unter anderem: Wohin die Reise für die mehrheitlichen Mitarbeiterinnen geht, bestimmen männliche Chefs.
Auf Veranlassung von Hans Kuhrmann aus Reken, der von 1990 bis 2004 Kreistagsmitglied und Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag in Borken war, fand gemeinsam mit Jens Steiner, dem heutigen Fraktionsvorsitzenden der Grünen, ein Austausch mit Dr. Carsten Düerkop, dem Vorstandsvorsitzenden der VR-Bank Westmünsterland, zu diesem Thema statt. Hans Kuhrmann brachte seine Enttäuschung unmissverständlich zum Ausdruck, dass man weibliche Vorstände bei der VR-Bank Westmünsterland immer noch vergebens suche. Unter den drei Vorständen: null Frauen. Auch in der Vergangenheit ist das nie anders gewesen. Jens Steiner sieht hier „eine Notwendigkeit, die Debatte um die Frauenquote aufzunehmen und Genossenschaftsbanken und Sparkassen auch an der Spitze diverser aufzustellen.“ Er fordert, dass gerade öffentlich-rechtliche Institute wie die Sparkassen „ihrer Vorreiterrolle“ endlich gerecht werden sollten. „Vielfalt macht innovativ und resilient. Und wir brauchen zukunftsfeste Unternehmen in Deutschland, die aus dem vollen Pool der Talente schöpfen können.“
Dr. Düerkop betonte im Gespräch mit den Grünen, dass, um die Zahl weiblicher Führungskräfte zu erhöhen, viele Häuser aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe seit längerem Frauenförderprogramme durchführen. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken selbst befassen sich intensiv mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch ein weites Spektrum an betrieblichen Maßnahmen: Teilzeitangebote, Arbeitsflexibilisierung und gezielte Weiterbildungsangebote. Bei der VR-Bank Westmünsterland sei dies in die Nachhaltigkeitsstrategie eingebettet, die die Bank aktuell erarbeitet. Vor allem der Klimawandel und die unbestreitbaren Handlungsnotwendigkeiten zum Thema CO2 hätten den Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren deutlich geschärft. Nachhaltiges Wirtschaften werde damit zur Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften. Mit der Strategie will die Bank Potenziale benennen und in den verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit noch besser werden.
„Angesichts der vielen, hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen in der Bank sei es eigentlich eine Selbstverständlichkeit – und wie in anderen Unternehmen auch bereits praktiziert,- dass Frauen auch in den Vorständen breit repräsentiert sein müssen,“ betonte Hans Kuhrmann. Das Frauenförderprogramm lediglich in die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank einzubetten, das sei auf keinen Fall zielführend, denn es bedürfe unbedingt konkreter Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in den Vorständen. „Das ist gut für die Gleichberechtigung und gut für die Wirtschaft,“ so Jens Steiner.
Die Grünen und die VR-Bank Westmünsterland vereinbarten, den Dialog fortzusetzen: sobald die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank fertig ist, wollen Politiker und Bank gemeinsam darüber sprechen.
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