Für die grüne Kreistagsfraktion hat unser Fraktionsvorsitzender Jens Steiner gestern die Haushaltsrede zur Verabschiedung des Kreishaushalts 2023 gehalten. Zugleich verabschiedete der Kreistag die Fortschreibung des Kreisentwicklungskonzepts Kompass 2035 und das neue Klimaschutzkonzept 3.0 des Kreises verabschiedet. Die allgemeinen Rahmendaten des Haushalts treffen die Zustimmung der Grünen Kreistagsfraktion. Insbesondere, da es uns gelungen ist, beim Klimaschutz ein zusätzliches mit 500.000 Euro dotiertes Förderprogramm in den Haushalt aufzunehmen und Landwirte beim Einsatz kräuterreicher Saatmischungen unterstützt werden, um auch in trockenen Zeiten ertragreiche Wiesen zu haben und gleichzeitig die Biodiversität zu vergrößern. Mit der Naturfördergesellschaft wird das 1000 Bäume Programm erneut aufgelegt und Bürger*innen können Obstbäume – oder auf Wunsch auch andere Bäume – zum Anpflanzen erhalten.
Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Zwicker,
sehr geehrter Kreiskämmerer Kersting,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Kreistages,
meine Damen und Herren,
wieder liegen intensive Haushaltsberatungen hinter uns. Wir haben nicht nur einen Haushalt mit einem Volumen von fast 690 Millionen Euro vor uns liegen, die Verwaltung hat darüber hinaus zwischen Einbringung und der heutigen Verabschiedung Verbesserungen von 5 Mio. Euro im Finanzierungsbedarf und im voraussichtlichen Jahresergebnis des Vorjahres mitgeteilt. Hintergründe sind zusätzliche Mittel vom Bund, zusätzliche Mittel vom Land und eine Senkung der Landschaftsverbandsumlage.
Haushaltsentscheidungen sind immer ein Balanceakt zwischen der Verantwortung, dass der Kreis seine Aufgaben gut wahrnehmen kann und der Verantwortung gegenüber den Finanzen der Städte und Gemeinden. Mit dem nunmehr vorgesehenen Hebesatz von 24,3% Kreisumlage ist dieser Balanceakt auch in den diesjährigen Haushaltsberatungen wieder erfolgreich gelungen.
Gleichzeitig haben die Fraktionen des Kreistags es geschafft, sich an vielen Stellen auf zusätzliche Ergänzungen im Haushalt zu verständigen. Dabei ist es gelungen, viele Beschlüsse einstimmig zu fassen. Als Grüne Fraktion sind wir nicht mit allen Mehrheitsentscheidungen einverstanden. Aber unterm Strich lässt sich festhalten: die Richtung stimmt. Deshalb werden wir heute auch dem Haushalt 2023 zustimmen.
Für die gute und konstruktive Zusammenarbeit möchte ich mich im Namen meiner gesamten Fraktion herzlich bedanken. Insbesondere gilt unser Dank dem Kreiskämmerer und seinem Team für die Aufstellung des Haushalts und das gute Miteinander in den Haushaltsberatungen.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Seit einem Jahr schon beschäftigt uns der unmenschliche russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Folgen daraus. Das sind für uns beispielsweise die Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine und die Energiekrise, die jeden einzelnen von uns betrifft. Es sind herausfordernde Zeiten.
Wohl selten haben sich die (meisten) Staaten der EU so solidarisch mit Kriegsflüchtlingen gezeigt, wie im letzten Jahr. Doch die Solidarität kann und darf nicht enden, wenn dieser völkerrechtswidrige Krieg hoffentlich bald beendet ist. Die Ukraine wird unsere Unterstützung noch über Jahre und Jahrzehnte benötigen. Und deshalb sind wir sehr froh darüber, dass der Kreistag unserem Antrag gefolgt ist, eine Solidaritäts-Partnerschaft mit einer Region in der Ukraine zu begründen.
Neben der Solidarität mit der Ukraine muss auch die Integrationskraft des Kreises weiter gestärkt werden, um Menschen, die zu uns kommen, eine Perspektive zu bieten und Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Der Kreis Borken bietet vielen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Qualifikationen berufliche Chancen. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Entwicklung, in der nicht nur Fachkräfte, sondern Arbeitskräfte insgesamt knapp werden. Das trifft die Wirtschaft, aber auch die Kitas, die Schulen und die Pflege im Westmünsterland.
Mit Blick auf die Zuwanderung, ist Sprache der Schlüssel. Hier müssen wir unsere Anstrengungen, notfalls auch unabhängig von den Programmen, mit denen die Bundes- und Landesebene die Integration unterstützen, verstärken und – wo nötig – begleiten. Eine zielführende Begleitung muss dabei auf die Bedarfe, die Kultur und das Lernverhalten der Menschen eingehen. Hier sollten wir kreativ werden: Welche Unternehmen wären bereit, Menschen, die sie brauchen, auch beim Spracherwerb zu fördern? Wie können wir Menschen mit Zuwanderungsgeschichte motivieren, sich einzubringen und ihre Landsleute zu unterstützen? Welche neuen didaktischen Wege können wir gehen? Wir gehen durch eine Zeit, in der jede und jeder gebraucht wird – ob jung oder alt, schon lange hier lebend oder zugewandert.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Bereits seit 3 Jahren beschäftigen uns die Folgen der Corona-Pandemie. Wir haben jetzt die Hoffnung, dass die Pandemie zukünftig weniger im Mittelpunkt stehen wird, nachdem der Kreis seine Arbeit bei der Pandemie-Bekämpfung im Krisenstabsmodus eingestellt hat. Untersuchungen belegen, dass die Corona-Pandemie durch die Lockdowns und Schulschließungen bei zahlreichen Schülerinnen und Schülern psychische Belastungen verursacht hat. Hier müssen wir für ausreichende, medizinische und psychotherapeutische Behandlungen sorgen.
Schulen, Jugendhilfe und Gesundheitssektor müssen im Sinne der Kinder und Jugendlichen zusammenarbeiten, damit junge Menschen nicht auf der Strecke bleiben. Insgesamt müssen wir uns dringend vor Augen führen, wie wir mit jungen Menschen umgehen: Mit Geflüchteten, mit Schutzsuchenden, mit Armen, mit Zugewanderten und mit psychisch Beeinträchtigten. Aus unserer Sicht sind das die Gruppen, denen wir viel mehr Aufmerksamkeit geben sollten. Wir müssen uns gerade um diese jungen Menschen kümmern und wir dürfen sie nicht verlieren. Sie müssen fit gemacht werden fürs Leben, sie müssen eine Chance erhalten und befähigt werden, einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden.
Es ist daher richtig, dass wir uns einstimmig dafür ausgesprochen haben, uns um eine weitere Schulpsychologenstelle beim Land zu bemühen. Der Bedarf ist – wie alle Fraktionen im Kreisausschuss noch einmal erklärt haben – ohne Frage vorhanden. Und der Kreis Borken zeigt hier bereits hohes kommunales Engagement, besitzen wir doch den höchsten Anteil kommunal finanzierter Schulpsychologenstellen im Münsterland. Es ist daher richtig zusätzliche Beteiligung des Landes einzufordern. Es ist ebenso richtig, dass sich die Betroffenen auf uns verlassen können, falls die Unterstützung durch das Land ausfällt.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Kreisverwaltung Borken hat gute und engagierte Beschäftigte, viele die mit großem Engagement und Überzeugung ihre Aufgabengebiete bewältigen. Als Kreistag sind wir gut beraten, wenn wir unseren Beitrag dazu leisten, dass die Mitarbeiter*innen gern beim Kreis bleiben oder auch gern zum Kreis kommen, wenn der Kreis als attraktiver Arbeitgeber angesehen wird.
Bedingt durch die demografische Entwicklung wissen wir aber auch, dass es zukünftig immer schwieriger werden wird, alle Stellen zu besetzen. Wir haben die Warnungen des Landrats bei der Haushaltseinbringung sehr wohl vernommen, gelten sie doch für unsere eigene Verwaltung wie auch für die gesamte Region.
Daher haben wir auch Vorschläge vorgelegt, wie die Politik diesen Prozess intensiver begleiten kann und in ihn eingebunden wird. Ich sehe uns hier am Anfang eines gemeinsamen Weges, denn das Thema wird uns in den kommenden Monaten weiter begleiten. Die Aufgabenerledigung und das Wohl der Menschen im Westmünsterland muss dabei immer im Vordergrund stehen.
Als wenig zielführend haben wir jedoch den Hinweis des Landrates wahrgenommen, politische Anfragen, Anträge und Prüfaufträge seien ein Mehrbelastung der kommunalen Familie. Und die Fraktionen sollten sich gut überlegen, ob sie notwendig seien. Dabei ist die politische Steuerung und Kontrolle der kommunalen Verwaltung zentrales und richtiges Wesensmerkmal unseres Gemeinwesens. Und gerade die durch Anträge in diesen Haushaltsentwurf aufgenommenen Änderungen zeigen ja, dass der politische Diskurs wichtig und notwendig sind. Herr Landrat, wir unterstützen Sie und alle Mitarbeiter*innen der Verwaltung bei ihrer Arbeit, wir erwarten im Gegenzug allerdings auch das Gleiche von Ihnen.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Im Kompass 2035 haben wir heute gemeinsam festgeschrieben, dass dem Kreis Borken eine koordinierende Funktion bei der Förderung von Ehrenamt und gesellschaftlicher Teilhabe zukommt. Weiter heißt es, um ehrenamtliches Engagement zu ermöglichen, müssen entsprechende Angebote und Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Hier erwarten wir, dass der Landrat diesen klaren Auftrag des Kreistages annimmt und sich gegenüber den Städten und Gemeinden dafür einsetzt, die Ehrenamtskarte NRW endlich auch im Kreis Borken flächendeckend einzuführen. Das Land hat die Ehrenamtskarte vor mehr als 10 Jahren eingeführt und sie ist eine Erfolgsgeschichte. Die Anerkennung und Würdigung des Ehrenamtes ist für viele Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen Ehrensache und wird durch die Aushändigung der Ehrenamtskarte belohnt. Die Inhaber solcher Karten genießen zahlreiche geldwerte Vergünstigungen nicht nur in Nordrhein-Westfalen sondern auch darüber hinaus. Als Ergänzung zur Ehrenamtskarte gibt es die App „Ehrenamtskarte NRW“. Diese ermöglicht den mobilen Zugriff auf zahlreiche preisvergünstigte Angebote, damit ehrenamtlich Tätige noch stärker davon profitieren können. Ermöglichen wir endlich allen Ehrenamtlichen im Kreis auch von diesem tollen Angebot zu profitieren!
Meine Damen und Herren,
rassistische, antisemitische, extremistische und andere anti-demokratische Tendenzen sowie Verschwörungstheorien von links und rechts sowie die Ausgrenzung von Minderheiten nehmen in der Gesellschaft einen immer breiteren Raum ein. Deswegen haben wir im Kompass 2035 festgeschrieben, dass Angebote zum Demokratieverständnis, zu interkultureller Kompetenz und politischer Bildung im Kreis Borken stärker ausgebaut werden müssen.
Wir Grüne haben dem Kreistag dazu drei ganz konkrete Vorschläge unterbereitet: die Verleihung eines Demokratiepreises, die Unterstützung der Ausbildung von Demokratietrainer*innen als Multiplikator*innen und die eines Jugendkreistags als Demokratieplanspiel. Wir sind im Rahmen der Haushaltsberatungen überein gekommen, dass die Verwaltung auf dieser Basis zum kommenden Fachausschuss Umsetzungsvorschläge unterbreiten wird, um diesen wichtigen Arbeitsauftrag aus dem Kompass anzugehen.
Gerne hätte ich an dieser Stelle auch den Bürgermeister der Gemeinde Reken begrüßt. Wie ich der Presse entnehmen konnte, hat dieser sich im Rahmen des diesjährigen Neujahresempfang des Kreises nämlich von genau diesem Rednerpult aus aufgeschwungen, den Kreistagsfraktionen von Grünen, SPD und UWG/Stadtpartei „Unartigkeit“ und „Unhöflichkeit“ zu unterstellen, weil wir an dem Nachmittag ein anderes Programm vorgezogen haben. Bürgermeister Deitert erwartete, wo die Gemeinde Reken diesen Saal doch großzügigerweise kostenlos zur Verfügung gestellt habe, um die Anwesenden auf die Aufgaben des neuen Jahres 2023 einzuschwören, auch die Teilnahme der Oppositionsfraktionen. Darüber, liebe Kolleginnen und Kollegen kann man wahrlich geteilter Meinung sein. Wir sind selbstbewusst genug, uns immer noch selbst auszusuchen, von wem wir uns worauf einschwören lassen oder auch nicht. Und was den Herrn Bürgermeister angeht, so sei ihm empfohlen zu lernen, dass die Antwort auf eine Einladung – selbst wenn der Raum kostenfrei ist – eben auch „Danke, aber nein danke“ sein kann.
Zugegebenermaßen nicht ganz kostenfrei, aber aus unserer Sicht notwendig bleibt eine Überarbeitung des Merchandisings des Kreises, um noch effektiver, sympathischer und breiter für unseren Kreis, als lebens- und liebenswerte Region im Westmünsterland zu werben. Hier legten Landrat, CDU und auch die SPD jedoch eine bemerkenswerte Bescheidenheit an den Tag und bestehen darauf, dass nicht ein Cent mehr als bisher in das mit 14.000 Euro doch sehr überschaubare Werbemittelbudget des Kreises fließen darf. Im Übrigen vertritt man die im Marketing wohl einmalige Auffassung, dass andere – ohne den Kreis auch nur zu benennen – viel besser für diesen werben könnten, als wir selbst. Die Städte und Gemeinden etwa, ganz nach dem Motto die Teile sind mehr als das Ganze. Und natürlich der omnipotente Münsterland e.V., von dem ich mir eben diese Bescheidenheit im Budget viel eher wünschen wurde. Denn da pumpen wir Jahr für Jahr 700.000 Euro hin, ohne dass sich wirklich mess- und überprüfbare Marketingerfolge für den Kreis Borken daraus ergeben. Kommunikationswissenschaftlich spricht man hier auch von einer Selbstverzwergung.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist unbestreitbar: im Kreisgebiet fehlen für Normal- und Geringverdiener bezahlbare Wohnungen. Die Wohnungsmarktlage ist in Teilen des Kreises Borken, insbesondere im unteren Mietpreissegment, sehr angespannt.
Als wir dieses Thema im vergangenen Jahr auf die Tagesordnung setzten und einen Masterplan Wohnen für den Kreis und die Städte und Gemeinden forderten, erklärten und Landrat und Mehrheitsfraktion, das sein nicht nötig. Manche zeigten sich ob des Vorschlags gar „entsetzt“ wie ja auch die Borkener Zeitung berichtete.
Nun war in der Zwischenzeit Uwe Schramm von der WohnBau Westmünsterland eG im Ausschuss für Wirtschaft, Kreisentwicklung und Digitalisierung und führte uns beeindruckend vor Augen, dass im Kreisgebiet aktuell mehr als 4.000 Wohnungen fehlen. Es ist klar, dass es einer Kraftanstrengung der öffentlichen Hand bedarf, um dieses Defizit abzubauen. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir sehr, dass sich die Fraktionen nunmehr darauf verständigt haben, dass ein „Wohnungsgipfel“ mit den maßgeblichen Beteiligten organisiert werden soll, um Wege aus der Wohnungskrise zu finden.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Klimawandel kommt nicht, er ist längst da! Wir dürfen das über die aktuellen und scheinbar dringlicheren Krisen nicht vergessen! Hochwasser, Energiepreissteigerungen, Strukturwandel – das sind auch Folgen des Klimawandels. Wir Grüne freuen uns daher sehr, dass wir heute das Klimaschutzkonzept 3.0 des Kreises beschlossen haben und uns dazu bekennen, Klimaneutralität bis spätestens 2040, möglichst jedoch Jahre früher zu erreichen.
Wir haben uns intensiv in die Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes eingebracht und mit fast 100 Anregungen an vielen Stellen Ergänzungen, Klarstellungen und Verbesserungen erreichen können. Hier danken wir herzlich allen Fraktionen und der Verwaltung für das gute und konstruktive Miteinander bei der Erarbeitung.
Das Klimaschutzkonzept zeigt uns jedoch auch auf, wie viel Arbeit bis zur Klimaneutralität noch vor uns liegt. Zu Recht weist der Landrat regelmäßig darauf hin, dass wir bereits seit 2009 mit eigenen Konzepten Klimaschutzarbeit betreiben und trotzdem stellt die aktuelle Fortschreibung fest, dass wir erst 19% des Gesamtenergiebedarfs der Region aus erneuerbaren Quellen decken können. Dies unterstreicht die Bedeutung der Allianz für den Klimaschutz im Kreis Borken, in der wir künftig auch Bürger*innen als Klimabotschafter*innen und Multiplikator*innen für den Klimaschutz gewinnen wollen.
Es ist schon erstaunlich, wie es uns gelingt, durch den Winter zu kommen angesichts von Gas- und Energiemangellage, Blackout und Energiekrise. Das sind Szenarien, die uns im Herbst massiv beschäftigt und uns allen viel abverlangt haben. Die Krise ist noch nicht überstanden, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Die Bundesregierung hat hart daran gearbeitet, die nationale Energieversorgung zu sichern und von russischen Importen unabhängig zu machen – mit Erfolg, wie wir jetzt sehen. Und nun muss es weitergehen. Volle Kraft voraus für Klimaschutz und erneuerbare Energien. Damit wir uns noch unabhängiger sowie krisenfest für die Zukunft machen und das Klima schützen.
Das bedeutet für uns als Grüne Kreistagsfraktion: wir brauchen so viel Photovoltaikanlagen wie möglich, auf allen Dächern und auch auf Freiflächen. Nicht oder sondern und: wir brauchen beides. Nur so können wir unsere Klimaschutzziele erreichen. Deshalb unterstützen wir den Vorschlag der FDP, alle Parkflächen an Liegenschaften des Kreises mit PV Anlagen zu bestücken. Zudem freuen wir uns sehr, dass sich B&W Energy in Heiden auf dem Weg gemacht hat ein absolutes Leuchtturmprojekt der erneuerbaren Energie im Kreis Borken zu realisieren. Die größte Freiflächen PV Anlage des Landes mit einer regionalen Wertschöpfung von fast 400 Millionen Euro. So geht die Verbindung von Klimaschutz und lokaler Wirtschaft!
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Unser Ziel für die nächsten Jahre ist es, das neu aufgestellte Klimaschutzkonzept umzusetzen. Das bedeutet, möglichst viele Maßnahmen zum Erreichen der Klimaschutzziele zu realisieren, mit den effizienten Maßnahmen zu beginnen und finanzielle Mittel dort einzusetzen, wo wir am meisten für den Klimaschutz erreichen können. Gutachten und Konzepte haben wir, nun müssen wir ans Handeln kommen!
Um unsere Klimaziele zu erreichen, vor allem um sie tatsächlich Jahre vor 2040 zu erreichen, muss der Kreis gemeinsam mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden in der Allianz für den Klimaschutz noch große Anstrengungen unternehmen. Hier ist der Landrat gefragt, in der Allianz auf ein koordiniertes Vorgehen zwischen Kreis und Kommunen hinzuwirken, denn wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt. Jetzt gilt es gemeinsam alle Kräfte darauf zu verwenden, diese Ziele zu erreichen. Daran werden wir die Verwaltung im Rahmen der fortlaufenden Evaluation des Klimaschutzkonzeptes messen. Wir haben ein gutes Klimaschutzkonzept, wir müssen es jetzt auch leben!
Landwirte können mit Unterstützung der Biologischen Station Zwillbrock beraten werden, wie sie kräuterreiche Saatmischungen nutzen können, um auch in trockenen Zeiten ertragreiche Wiesen zu haben und gleichzeitig die Biodiversität zu vergrößern. Mit der Naturfördergesellschaft wird das 1000 Bäume Programm erneut aufgelegt und Bürger*innen können Obstbäume – oder auf Wunsch auch andere Bäume – zum Anpflanzen erhalten.
Es freut uns sehr, dass wir heute basierend auf unserem Antrag ein neues Förderprogramm bei der Allianz für den Klimaschutz ansiedeln, aus dem gemeinnützige Vereine und Verbände Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen beantragen können. So stärken wir nicht nur den Klimaschutz im Westmünsterland, sondern zugleich auch das Ehrenamt. Hierfür werden wir in diesem Jahr 500.000 Euro in Haushalt einstellen.
Bei aller Freude darüber muss man jedoch auf dem Teppich bleiben, denn natürlich sind 500.000 Euro für den Klimaschutz viel Geld, aber wir stellen gleichzeitig auch doppelt so viele Mittel für ein Parkhaus ein.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Rund 20 % der CO2-Emissionen in Deutschland werden durch den Verkehr verursacht, davon wiederum jeweils ungefähr ein Viertel durch Fahrten von und zur Arbeit bzw. durch Dienstfahrten. Alleine die Fahrt zur Arbeit erhöht den CO2-Fußabdruck um durchschnittlich 1,5 t, wenn sie mit dem Verbrenner-PKW erfolgt. Wenn wir das Ziel der Klimaneutralität in absehbarer Zeit erreichen wollen, führt kein Weg an einer Veränderung der Mobilität in den Unternehmen und Behörden vorbei. Das können Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen aber nicht alleine bewältigen. Ohne Unterstützung der Verkehrsbetriebe und der öffentlichen Hand wird die Mobilitätswende nicht gelingen.
ÖPNV ist wie Straßenbau nie kostendeckend, doch anders als beim Straßenbau wird der ÖPNV deswegen immer hinterfragt. Wir verstehen guten ÖPNV als Daseinsvorsorge. Aus diesem Grund treiben wir den Ausbau auch konsequent voran. Dennoch haben Corona und Ukrainekrieg dazu geführt, dass die Einnahmen eingebrochen und die Kosten explodiert sind. Dieses Delta kann nicht allein aus den kommunalen Haushalten gedeckt werden, hier müssen Bund und Land einen wesentlichen Anteil übernehmen. Es geht hier um die zukünftige systematische Finanzierung des ÖPNV in Deutschland. Wir freuen uns, dass uns der Bund und die Länder hier mit dem Deutschlandticket einen großen Schritt nach vorne machen. Damit wird die Grundlage gelegt, um mit einem wachsenden ÖPNV langfristig klimafreundliche Mobilität und soziale Daseinsvorsorge zu stärken.
Im Münsterland müssen wir eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen und der Stadt Münster suchen, um einen attraktiven ÖPNV voran zu bringen. Aber auch um unsere Interessen zu wahren und zu verteidigen. So ist die S-Bahn Münsterland als Verkehrsprojekt der Region in jedem Fall zu begrüßen und zu unterstützen, aber wir müssen darauf achten, dass auch unser Kreis, der nur über wenige Schienenverbindungen verfügt, genauso profitiert wie der Rest des Münsterlandes.
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Gestatten Sie mir eine abschließende Bemerkung zur Öko-Modellregion Münsterland. Diese betrachten wir als großen Erfolg und Chance für die Region. Die regionale Vermarktung von Produkten aus ökologischer ebenso wie aus konventioneller Landwirtschaft stärkt die lokale Wertschöpfung und das Selbstverständnis des Westmünsterlands als landwirtschaftlich geprägte Region. Dass wir nun im Kompass festgeschrieben haben, gemeinsam an der Erhöhung des Bio-Anteils in der Außer-Haus-Versorgung, der Erweiterung und Stärkung des Vertriebs von Bio-Lebensmitteln, der Identifizierung und Schließung von Lücken in der regionalen Bio-Wertschöpfungskette zu arbeiten, freut uns als Grüne Fraktion sehr.
Einziger Wehrmutstropfen bleibt, dass sich die Mehrheitsfraktion auch bei allem guten Zureden nicht bewegen ließ, „Bio“ auch in die Überschrift der Landwirtschaftsroute im Kompass zu schreiben.
Insgesamt möchten wir jedoch dem Landrat, allen Fraktionen, den Mitarbeiter*innen der Verwaltung für die gute und konstruktive Zusammenarbeit im vergangenen Jahr – vor allem bei der Fortschreibung des Kompass 2035 und des Klimaschutzkonzeptes – danken. Wir wissen, dass wir Grüne dabei manchmal auch anstrengend sein können und möchten Ihnen allen daher heute auch einmal etwas zurück geben.
Der Landrat hat uns bei der Einbringung des Haushalts zur Stärkung einen Sack Kartoffeln aus Marbeck geschenkt. Gute regionale Qualität. Wir möchten Ihnen und Euch heute die Haushaltsverabschiedung versüßen und bekommen das sogar zusätzlich auch noch in Bioqualität hin. Wir überreichen Euch daher ein Glas Rübenkraut aus Bio-Zuckerrüben, damit ihr uns auch für den Rest des Jahres in guter Erinnerung behaltet.
Ich danke herzlich für die Aufmerksamkeit!
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