Heinrich Rülfing: Für uns in den Landtag

Die Bundestagswahl ist vorbei und hat deutlich gezeigt: die Bürgerinnen wollen eine grünere Zukunft. Wir Grünen gehen mit dem historisch besten Ergebnis aus der Wahl hervor. In NRW gilt es also, sich mit versammelten Kräften auf die Landtagswahl vorzubereiten. Nach vielen Jahren nebenberuflichem politischem Engagement, möchte ich mich jetzt, da mein ältester Sohn unseren Bioland-Bauernhof im Rheder Süden leitet, ganz der politischen Arbeit widmen.

Stärkung ökologischer regionaler Landwirtschaft

Ich möchte meine langjährige Erfahrung nutzen und mich mit Euch für eine zukunftsfähige Landwirtschaft einsetzen: Ich habe zwanzig Jahre konventionell und zwanzig Jahre ökologisch gewirtschaftet. Seit 2003 habe ich unseren Hof zu einem ökologischen Betrieb umgebaut, da die übermäßig intensive, konventionelle Bewirtschaftung für uns nicht mehr in Frage kam. Seitdem setze ich mich für ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit im landwirtschaftlichen und jagdlichen Bereich ein und versuche, durch außerschulische Bildung im Lernort Natur, die Gründung des Biotopfonds im Kreis Borken oder über die Regionalwert AG Münsterland, deren Aufsichtsrat ich angehöre, zum allgemeinen Umdenken anzuregen.

Ein wichtiger Schritt ist auch die Entwicklung von 450 Kriterien zur Beurteilung der Gemeinwohlökonomie durch die Freiburger Regionalwert AG. Nach diesen Kriterien werden Bauernhöfe entsprechend ihrer Umwelt-, Sozial-, Tierschutz- und Klimaschutzleistungen bewertet. Wir als Biohof Rülfing müssten gemäß einer aktuellen Prüfung eine weitaus umfassendere Förderung für unsere Leistungen erhalten als bislang – für mich steht deshalb fest: Es braucht die Gemeinwohlprämie, damit ökologisch nachhaltiges Wirtschaften von der Gesellschaft ausreichend honoriert wird.

Auch der Schutz unserer Tiere ist für mich wesentlicher Teil einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Seit zwanzig Jahren setze ich mich für eine tiergerechte Schweinehaltung ein und war Sprecher des Bundesfachausschusses Schwein im Bioland-Bundesverband. Außerdem bin ich langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bioschweinehaltervereinigung und arbeite dort eng mit den Agrarministerien von Bund und Ländern zusammen.

Umbau von Außerhausverpflegung und Gastronomie

Ein weiteres besonderes Anliegen ist es mir, die Außerhausverpflegung und Gastronomie zu fünfzig Prozent mit biologischen regionalen Lebensmitteln auszustatten. Dabei muss die Stärkung regionaler Betriebe, die ökologisch nachhaltig wirtschaften, im Zentrum stehen. Denn nur, wenn wir sie in der Fläche unterstützen, können wir unsere Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen zukunftsfähig machen: Indem Mensen, Krankenhaus- und Betriebsrestaurants wie auch Gastronomie die Nachfrage nach gesunden, regional erzeugten (Bio)-Lebensmitteln steigern, werden sie zu zuverlässigen Abnehmern für künftig dreißig Prozent ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe. Ziel muss es deshalb sein, das Angebot an ökologisch und sozial verträglicher, gesunder Verpflegung mit kurzen Transportwegen für alle Menschen auszubauen – für uns und unsere Umwelt.

Intensive praktische Erfahrungen habe ich mit dem Biohof Rülfing durch die langjährige Belieferung von Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und Biosupermärkten gesammelt. Auch mit dem Biomentorinnen-Netzwerk arbeiten wir eng zusammen. Zudem bin ich Gründungsvorsitzender der Direktvermarktervereinigung Nordrhein Westfalen und habe dort die Tücken bei der Belieferung des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels kennengelernt. Diese jahrelange Erfahrungen möchte ich für den Umbau der Gemeinschaftsverpflegung nutzen.

Umsetzung flächendeckender Digitalisierung und Netzanbindung

Für all diese agrar- und sozialpolitischen Vorhaben sind die flächendeckende Digitalisierung und ein funktionierendes Netz in NRW von großer Bedeutung. Bisher ist die Netzabdeckung vielerorts nicht ausreichend. In Krisensituationen kann das sogar lebensgefährlich sein, während der Flutkatastrophe im Juli 2021 wurde das auf erschütternde Weise deutlich. Aber auch Bio-Bäuer*innen benötigen die Netzabdeckung, um ihre Kulturen mit GPS-geführten Maschinen zu erreichen. Ohne diese Möglichkeit ist die Bewirtschaftung deutlich erschwert. Es gilt daher, die Landwirtinnen zu unterstützen und ihnen mit einem in der Fläche funktionierenden Netz mehr Sicherheit und Planbarkeit zu ermöglichen.

Ich möchte mich aktiv in die Politik von Bündnis 90/Die Grünen einbringen und gemeinsam mit Euch und den Landwirt*innen in NRW den Weg hin zu einer klima-, umwelt- und ressourcenschonenden Landwirtschaft gehen. Wir müssen die biologische Vielfalt fördern und durch geeignete Maßnahmen aktiv schützen. Auch gilt es, die Mobilitätswende zu beschleunigen und den ÖPNV wie auch Radwege auf dem Land auszubauen und wieder in Stand zu setzen. Denn die Artenvielfalt und ein guter Zustand unserer Umwelt sind nichts Geringeres, als die Grundlage unserer menschlichen Existenz und unseres Wohlergehens.

NRW-Landtagswahl 2022

Über meine fachlichen Themen hinaus ist es mir besonders wichtig, das Miteinander aller Generationen unserer Bevölkerung zu stärken. Für die Rechte aller zu kämpfen, egal welchen Geschlechts und welcher Herkunft sie sind. Denn das ist der einzige zukunftsfähige Weg hin zu einer Gesellschaft, in der jeder von uns leben, sich anerkannt und wohlfühlen kann.

Am 15. Mai 2022 haben die Wähler*innen in NRW die Möglichkeit, für eine klimaschützende und sozial gerechte Zukunft zu stimmen. Mit unseren Ideen und Vorschlägen auf Landesebene können wir dem Erreichen der diversen Klimaschutzziele ein Stück näherkommen und zu einem sozialeren, respektvolleren Miteinander in unserem Land finden. Lasst uns das gemeinsam angehen.