Seit Jahren verändern sich unsere Ernährungsgewohnheiten. Der klassische Mittagstisch der Familie hat längst ausgedient. Vom Kindergartenkind bis zur Senior*in: Immer häufiger essen wir unterwegs oder in Kantinen und Mensen. Gute Ernährung ist immer noch zu oft eine Frage des Geldbeutels sowie von individuell vorhandenen Kompetenzen und Wissen. Dabei kann eine dauerhafte Fehlernährung massive gesundheitliche Risiken nach sich ziehen. Was zuhause, in der Schulmensa oder Kantine auf den Tisch kommt, hat zudem große Auswirkungen auf die Umwelt, Landwirtschaft und das Klima. Eine gute und nachhaltige Ernährung für alle ist damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Vor diesem Hintergrund reicht es nicht aus, allein auf Aufklärung und individuelle Verhaltensänderung zu setzen. Eine Änderung der Rahmenbedingungen ist notwendig! Eine nachhaltige Ernährungspolitik ist ein großer Hebel, um soziale und ökologische Probleme anzugehen. In Nordrhein-Westfalen fehlt es jedoch an einem solchen ganzheitlichen Ansatz. Dabei existieren mit Vorreiter-Projekten und vorhandenen zivilgesellschaftlichen Strukturen viele Ansatzpunkte, die es gilt zusammenzuführen.
Das Ernährungssystem in NRW sozial-ökologisch transformieren
Die Studie „NRW isst besser! – Wegweiser zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem in NRW“ betrachtet die vorhanden Strukturen der Ernährungsumgebung sowie Ernährungsbildung in NRW und identifiziert Defizite sowie politische Handlungspotenziale. Sie wurde von der Grünen Landtagsfraktion in Auftrag gegeben, um aufzuzeigen, wie das Ernährungssystem in NRW so umgestaltet werden kann, dass allen Menschen eine gesunde und nachhaltige Ernährung ermöglicht wird. Erstellt wurde die Studie unter Leitung von Prof. Dr. Guido Ritter, Professor an der FH Münster im Fachbereich Oecotrophologie sowie Vorstandsmitglied im Institut für Nachhaltige Ernährung (iSuN).
Ergebnisse der Studie zur Ernährungssituation in NRW sind, dass nur in ca. 30 Prozent der Kitas und in 14 Prozent der Schulen wird frisch vor Ort gekocht wird. Die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) werden i. d. R. unterschritten und vor allem Fleisch und Wurstwaren werden zu häufig angeboten. Für Beschaffung und Ausschreibung fehlen bislang häufig konkrete Nachhaltigkeitskriterien, z. B. zur Verwendung saisonaler und regionaler Produkte. Zudem bereitet die Umsetzung bereits bestehender Nachhaltigkeitskriterien dem Personal in Küche und Beschaffung oft Schwierigkeiten. Ernährungsbildung findet in Kitas und Schulen nur punktuell statt, hängt oft vom persönlichen Engagement der Pädagog*innen ab und basiert z. T. auf unzureichendem Alltagswissen. Es fehlt Fachpersonal für Verpflegung und Ernährungsbildung, auch durch die mangelnde Verankerung in der Lehrer*innen- bzw. Erzieher*innenausbildung. Die Studienautor*innen empfehlen eine systematische Neuausrichtung des Politikfeldes Ernährung und leiten daraus elf Handlungsempfehlungen ab.
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