Auf dem Biohof Overkämping in Rhede diskutierten auf Einladung des Grünen Kreisverbands der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling MdEP, Dr. Ophelia Nick MdB, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Jörg Sümpelmann. Moderiert wurde der Abend von Heinrich Rülfing, Landwirt aus Rhede und Rats- sowie Kreistagsmitglied für die Grünen. Die Themen, über die gesprochen wurde, waren breit gefächert: Bürokratieabbau, Qualitätsstandards der Lebensmittelimporte, erneuerbare Energien, einkommenswirksames Honorieren von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen sowie Tierhaltung und Tierschutz.
Gut zwei Stunden Diskussion vor einem engagierten und interessierten Publikum verflogen im Handumdrehen. „Die Zeit ist schnell vergangen, da die Themen mit unterschiedlichen Perspektiven und mit teilweise unterschiedlicher Meinung diskutiert worden seien,“ sagt Heinrich Rülfing. In ganz vielen Punkten herrschte aber auch Konsens. „Wir freuen uns über ein wirklich konstruktives Gespräch in entspannter Atmosphäre,“ so Rülfing. Wichtig seien die gegenseitige Wertschätzung, das Miteinander- und nicht Übereinanderreden gewesen. Die Grünen wollten Klima-, Umwelt-, Tier- und Gewässerschutz und landwirtschaftliche Erzeugung miteinander versöhnen. „Daran wollen wir gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern arbeiten.“ Die Landwirte seien natürliche Verbündete beim Klimaschutz. „Wir sehen, dass gerade die Landwirtschaft maßgeblich darunter leidet, wenn Äcker überflutet werden, wenn Höfe beschädigt werden, wenn Dürre ansteht und Felder nicht bearbeitet werden können.“
Bei der kommenden Agrarreform 2027 (GAP) setzen sich die Grünen für eine Verbesserung der Bauerneinkommen ein berichtete Staatssekretärin Nick aus Berlin. Das soll mit einer Entlohnung von zielgerichteten Leistungen für Klima, Umwelt, Natur und den Tierschutz erreichen werden. Bisher konnten Landwirte für Gemeinwohlleistungen höchstens mit Ausgleichszahlungen rechnen. Mit dem Motto „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ folgen die Grünen unter anderem den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Eine klare und einfache Architektur der GAP schafft nach Auffassung von Ophelia Nick Planungssicherheit, ist einkommenswirksam und vermeidet unnötige Bürokratie.
„Es gilt, die heimische Landwirtschaft zu erhalten und deren Betriebsgrundlage zu schützen“, betonte Martin Häusling, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb besitzt. Pauschale, einkommenssichernde Prämien sollen dabei Klein- und Subsistenzbetriebe bekommen können. Sie seien wichtig für ihre Stabilisierung und die Stärkung ländlicher Regionen. Auch Häusling warb für ein einkommenswirksames Honorieren von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen, um die Anreizfunktion zu erhöhen. Wichtig sei, im Haushalt der EU die Förderungen für die Landwirtschaft auch in ihrer Höhe zu erhalten, dies sei für die kommenden Jahre längst nicht gesichert.
Mit Blick auf die Europawahl pochen die Grünen darauf, am Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie (Vom Hof auf den Tisch) festzuhalten. Die jüngsten Lockerungen auf EU-Ebene sehen sie kritisch. „Es ist absolut notwendig, die Ziele bei der Pestizid-, Düngemittel- und Antibiotikareduktion konsequent weiterzuverfolgen“, sagt Häusling. Außerdem solle für Junglandwirtinnen und -landwirte die Förderung verbessert werden, und künftig betriebs- und nicht mehr flächengebunden sein. Bei der nächsten Agrarreform wollen die Grünen zudem spezielle Förderprogramme für Frauen in der Landwirtschaft (Chancenprogramm Frauen in der Landwirtschaft) sowie Bildungs-, Beratungs- und Vernetzungsangebote, Top-Ups für Gründerinnen einführen.
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