Urban Mining: Klimaschutz-Potential von Recycling Beton aus dem Kreis Borken

Deutschland gilt als rohstoffarmes Land. Jährlich werden 642 Millionen Tonnen Güter eingeführt. Gleichzeitig produzieren wir 412 Millionen Tonnen an Abfall, davon sind 53,4 % Bau- und Abbruchabfälle. Das gemahlene Abrissmaterial kann zwar für den Straßenbau und Verfüllungen wieder aufbereitet werden, doch mittlerweile übersteigt das Angebot bei weitem die Nachfrage. Viele Kommunen wissen längst nicht mehr wohin mit den Abfällen, denn immer mehr alte Häuser werden abgerissen. Darunter leidet auch die Umwelt: Denn um Baustoffe wie Kies, Gesteinskörnung und Sand zu gewinnen, wird in die Natur, Umwelt sowie in den natürlichen Wasserhaushalt eingegriffen und dabei Lebensraum zerstört

Die Zahlen machen deutlich, dass wir mit unseren Städten einerseits ein riesiges Materiallager aufbauen, dieses andererseits aber kaum nutzen und die Materialien nach ihrem Einsatz in der Regel deponieren oder verbrennen. Der Ausdruck Urban Mining beschreibt dabei die Rückgewinnung von Baustoffen aus der gebauten Umwelt.

In Zeiten von Rohstoff-Knappheit ist es somit wichtig, neue Wege zu gehen und vorhandenes Material aufzubereiten und erneut zu verwenden. Das wollen Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher, Inhaber des Betonwerks Büscher in Heek möglich machen. Die Büscher-Brüder experimentierten mit Abrissmaterial, das sie zuvor in der Steinmühle zerkleinerten. Anfangs wurden sie dafür selbst von der eigenen Belegschaft belächelt und mussten immer wieder Rückschläge hinnehmen, weil die Ergebnisse nicht den Anforderungen entsprachen. Fünf Jahre lang liefen Versuche, immer wieder wurden die Zutaten des neuen Baustoffs verändert, daneben probierten sie verschiedenste Versuchsmischungen aus.

So entwickelte die Firma Büscher ein Verfahren, mit dem aus dem alten Abrissmaterial ein innovativer Baustoff entsteht, der als Ersatz für Kies und Sand dient. Damit gelingt es, Betonfertigteile zu 75 Prozent aus alten Materialien herzustellen – ein bislang noch nie erreichter Recycling-Anteil, bei dem die primären Rohstoffe Kies/Körnung/Sand zu 100 Prozent ersetzt werden. Als bislang einziges Unternehmen in Deutschland hat das Betonwerk vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) für tragende und nicht tragende Innenwandelemente aus Recyclingbeton mit 100 % Natursteinersatz bekommen. In den Fertigteilen werden die Rohstoffe Kies und Sand komplett durch gemischtes Abbruchmaterial ersetzt. Damit ebnet die Büscher-Wand den Weg für nachhaltiges Bauen durch Upcycling-Beton ohne Nutzung primärer Gesteinskörnungen.

Vor diesem Hintergrund bitten wir die Kreisverwaltung im Rahmen der kommenden Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Bauen im Rahmen eines Tagesordnungspunktes „Urban Mining: Klimaschutz-Potential von Recycling Beton aus dem Kreis Borken“ den einzigartigen Recycling Beton des Heeker Unternehmens vorzustellen und über die Möglichkeiten des Einsatzes des „Büscher Betons“ zu berichten. Die Kreisverwaltung wird insbesondere um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:

  1. Wie hoch die der Klimaschutzeffekt bei dem Einsatz des 100% Recycling Betons aus Heek im Vergleich zu herkömmlichem Beton?
  2. Ist der Einsatz des 100% Recycling Betons aus Heek teurer als die Nutzung von herkömmlichen Beton bei Bauvorhaben?
  3. Wird die Kreisverwaltung bei künftigen Bauvorhaben den Einsatz von Recycling Beton vorschreiben? Kann dies über entsprechende Vorgaben in Ausschreibungen erreicht werden?
  4. Welche Schritte kann die Kreisverwaltung ergreifen, um bei künftigen Bauvorhaben den Einsatz von Recycling Beton sicherzustellen und auch bei Kommunen oder privaten Bauherren für den Einsatz von Recyclingbeton zu werben, um die Klimaziele des Kreises zu unterstützen?

Jens Steiner

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