„Wir brauchen eine Autokorrektur für gute Mobilität für alle, die bezahlbar und nachhaltig ist,“ forderte Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, in seiner Begrüßung zur Mobilitätsveranstaltung der Kreistagsfraktion in dieser Woche. Er freute sich sehr über die Teilnahme von Arndt Klocke, stv. Vorsitzender und Verkehrsexperte der Landtagsfraktion. „Wenn man sich die Pariser Klimaschutzziele anguckt, ist klar, dass es insbesondere im Bereich der Mobilität zu einer dringenden Reform, geradezu zu einer Revolution kommen muss, damit sie eingehalten werden können. Wir brauchen eine Mobilitätswende,“ betonte Klocke.
Es sei nicht damit getan, dass alle Autos elektrisch angetrieben werden und sich im Übrigen nichts ändere, es müsse grundlegend anders über Mobilität nachdenken. Der Verkehr ist für ein Fünftel der Treibhausgasemissionen verantwortlich – im Gegensatz zu anderen Sektoren hat sich der CO2-Ausstoß im Verkehr nur unmerklich verringert. In vielen anderen Bereichen ist es gelungen, den CO2-Ausstoß zurückzudrängen. Dieses Umdenken hat mittlerweile in vielen Bereichen Einzug gehalten. „Wir wollen Autos, die sauber und sicher unterwegs sind. Auf der Schiene und im Öffentlichen Nahverkehr wollen wir gute Angebote,“ betonte Klocke.
„Die Zahl derer, die im Alltag Fahrrad, Bus und Bahnen nutzen und verschiedene Verkehrsmittel – flexibel und je nach Bedarf – kombinieren, ist in den letzten Jahren immer weiter angestiegen,“ ergänzte Richard Henrichs, ÖPNV-Experte der Kreistagsfraktion. „Klimafreundliche Mobilität muss für alle bequem und einfach werden. Dazu wollen wir die Potentiale der Digitalisierung nutzen.“ Das ÖPNV-Angebot im Westmünsterland soll daher weiterhin ausgebaut werden, insbesondere setzen die Grünen auf die neue Schnellbus-Linie von Bocholt über Vreden nach Gronau, den Baumwoll Express. „Dieser soll dann bis Bad Bentheim fortgeführt werden und so den Anschluss an den Bahnfernverkehr ermöglichen,“ so Henrichs.
„Eine einfache und bequeme Nutzung von Bussen, Bahnen, Carsharing und Leihrädern über eine Karte oder App – von der Buchung bis zum Ziel,“ wünschte sich auch Dietmar Eisele, Vorsitzender des Ausschusses für Kreisentwicklung. Er sprach sich dafür aus, den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs umfassend zu fördern und die Investitionen in eine moderne und barrierefreie Infrastruktur deutlich zu erhöhen. Außerdem warb er dafür, auch die Radinfrastruktur im Kreis Borken weiter zu stärken. „Wo Fahrräder unterwegs sind, vermindern sie Verkehrsdichte und Abgase. Das ist nicht nur gut für die Luftqualität, sondern bringt auch diejenigen besser voran, die auf das Auto angewiesen sind,“ sagte Eisele. Dazu gehören auch sichere Abstellanlagen und Fahrradverleihsysteme an Bahnhöfen und zentralen Haltestellen des ÖPNV.
Vera Timotijević, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Kreistagsfraktion warb dafür, ein Mobilitätskonzept für das Westmünsterland zu erstellen, das aufzeigt, wie die verschiedenen Verkehrsträger innovativ verbunden werden können und wie sie dann in einem priorisierten Zeitplan sukzessive verbindlich umgesetzt werden. „Bereits die Mobilitätsuntersuchung aus dem Jahr 2015 hat festgestellt, dass es im Kreis Borken durchaus ein hohes Potenzial für eine (inter-)kommunale Mobilität ohne Pkw gibt. Schließlich ist ein Großteil der zurückgelegten Wege im Kreis Borken kürzer als fünf Kilometer,“ sagte Timotijević. „Anders als im 2019 beschlossenen Nahverkehrsplan vorgesehen, halte ich es nicht für ausreichend beim ÖPNV nur die jetzige Nutzungshäufigkeit zu bewahren.“
Breiten Raum in der Diskussion nahm auch der Radschnellweg im südlichen Kreisgebiet ein, Hier forderten die Grünen, dass der Radschnellweg RS2 von Bocholt nach Borken nicht gegen die mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke von Bocholt nach Coesfeld ausgespielt werden dürfe. „Vor allem darf es nicht dazu kommen, dass wir die Hoffnung auf die Bahn setzen und am Ende mit leeren Händen dastehen,“ sagte Jens Steiner. Der Radschnellweg könne jetzt zügig realisiert werden, der Planungsvorlauf auch für die Reaktivierung der Eisenbahnverbindung werden realistisch noch mindestens 15 Jahre dauern und auch dann könne eine gemeinsame Lösung für beides gefunden werden. Es wäre unsinnig, dafür den Radschnellweg aufzugeben.
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