Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter waren vor dem zweiten Lockdown mit Bergen an Zettelwirtschaft beschäftigt: Handschriften auf Kontaktformularen entziffern, Leute anrufen und Daten händisch ins System eingeben. Bei einer Namensangabe wie „Mickey Mouse“ landeten sie schnell in einer Sackgasse. Das Virus konnte im schlimmsten Fall seinen Lauf nehmen.
Die neue App „Luca“ möchte da Abhilfe schaffen. Nach Freigabe der Kontaktdaten durch die infizierte Person und des App-Nutzers können die Mitarbeiter der Gesundheitsämter schnell und ohne besonderen Aufwand an verifizierte Kontaktdaten gelangen. Kontaktpersonen sollen so lückenlos mit einem Klick informiert werden.
Als Modellregion in Nordrhein-Westfalen setzt das Gesundheitsamt des Kreises Warendorf auf die Smartphone-App „luca“ zur Kontaktnachverfolgung in der Corona-Pandemie. Die Idee zur App stammt unter anderem von bekannten deutschen Künstlern wie „Die Fantastischen Vier“.
„Ich freue mich sehr, dass der Kreis Warendorf die luca-App testet. Anwendungen wie luca und entsprechende Alternativen können einen ganz erheblichen Geschwindigkeitsvorteil bei der Kontaktnachverfolgung bringen, wenn die Infektionszahlen sinken und Restaurants, Cafés und Kinos so langsam wieder öffnen können,“ sagt Daniela Kersting, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag. Gleichzeitig sei es ärgerlich, dass eine solche Funktion nicht längst in die offizielle Corona-Warn-App integriert wurde.
„Solche Anwendungen bieten die Chance für eine effektivere und effizientere Arbeit der Gesundheitsämter, vor allem aber auch Perspektiven für die Gastronomie, den Handel und die Veranstaltungsbranche“, ergänzt der Fraktionsvorsitzende Jens Steiner. Letztere sind existenziell darauf angewiesen. Schnelltests und Kontaktnachverfolgung sind die effektivsten Maßnahmen zur Durchbrechung von Infektionsketten. „Wir müssen den Menschen Wege aufzeigen, wie wir sicher aus dem Lockdown kommen.“
Über die App sind sogenannte „Check-Ins“ möglich. Luca generiert dafür einen QR-Code, den man bei privaten Treffen gegenseitig einscannen kann. Betreiber eines Restaurants können für einzelne Tische QR-Codes generieren, über die sich die Gäste einchecken können. Sie können jedoch nicht sehen, wer eingecheckt hat, denn anstelle eines Namens wird nur ein Zahlencode angezeigt. Auf diese Weise werden auch die hohen Datenschutzanforderungen erfüllt. Kommt es zu einem Infektionsfall, kann der Nutzer der App seine Check-Ins der vergangenen Tage ans Gesundheitsamt übermitteln.
Die Mitarbeiter in der Kontaktnachverfolgung sehen damit im Falle der Infektion sofort, mit wem die infizierte Person in den vergangenen Tagen Kontakt hatte. So bleibt dem Gesundheitsamt die zeitintensive herkömmliche Kontaktnachverfolgung erspart und die Nutzer der App können umgehend informiert werden, dass sie Kontakt zu einem Infizierten hatten. „Wir hoffen, dass nach einem erfolgreichen Test in den Modellregionen, die luca-App auch bald im Kreis Borken verfügbar ist“, sagt Steiner.
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