In der gestrigen Kreistagssitzung hat die stellvertretende Vorsitzende der Grünen Kreistagsfraktion, Daniela Kersting, Stellung bezogen zum Integrationsbericht der Kreisverwaltung: „In jeder Sitzungsperiode lese ich mit großem Interesse die Vorlage zum Stand der Integrationsarbeit und nehme natürlich auch die immer weiter steigenden Zahlen zur Kenntnis. Der Kreis Borken, die Ausländerbehörde, die Kommunen und nicht zuletzt alle Ehrenamtlichen, die sich in unserem Kreis und in ganz Deutschland engagieren, leisten immer noch großartige Arbeit. Da ich sowohl beruflich und als auch privat betroffen bin, erlaube ich mir zu sagen, dass wir alle weit über unsere Grenzen hinaus tätig sind. Die multiplen Krisen, die uns seit Jahren begleiten, fordern uns heraus. Mit den verschiedenen Kriegen, die daraus resultierenden Geflüchteten, explodierende Preise und Energiekosten und die allgegenwärtige Klimakatastrophe und das 6. Artensterben, in dem wir uns befinden, alles das macht uns mürbe und offenbar auch verletzlich.
Anders ist es mir nicht zu erklären, dass sich die Rhetorik für die Thematik Integration im öffentlichen Raum sukzessive zu ändern scheint. Ich nehme eine subtile Veränderung im Vokabular wahr, die uns alle aufhorchen lassen sollte. Wenn z. B. in vom „ungebremsten Zustrom von Flüchtlingen“ die Rede ist, stellt sich automatisch die Frage: „Wie wird erwartet, diesen zu bremsen?“ und die Antwort wurde möglicherweise vorab bereits geliefert, indem christliche Politiker „physische Gewalt“ gegen Geflüchtete in Betracht ziehen.
Mir ist bewusst, dass man nur aus einem vollen Brunnen schöpfen kann und daher möchte ich keine unnötige Diskussion zu dem Thema anstoßen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns hier zu 99 % einig sind und nur das Beste für die neu Zugezogenen im Kreis Borken möchten. Worum ich heute bitte ist, dass wir in diesen Zeiten weiterhin besonders sensibel bleiben, wie wir Dinge ansprechen, aussprechen und bewerten.
Vielleicht sehen einige Menschen ihren Wohlstand gefährdet, vielleicht darf man auch mal die Möglichkeit von ewigem Wachstum infrage stellen, oder – wie der Landrat in der Haushaltseinbringung soeben sagte: „Die fetten Jahre sind vorbei“ -, vielleicht darf Deutschland als viertreichste Nation der Welt aber auch über seine Grenzen hinausgehen. Denn die Menschen, über die wir sprechen, deren Zahlen wir hier zur Kenntnis nehmen und beraten, denen geht es nicht um Wohlstand, denen geht es um ihr Leben in Sicherheit und in Würde.
Und deshalb möchte ich noch einmal mit einem großen Dankeschön an alle Beteiligten innerhalb und außerhalb der Kreisverwaltung schließen, die diesen Menschen Schutz und eine neue Heimat gewähren. Vielen Dank!“
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