Ein Monat Atomausstieg: Grüne feiern in Gronau den Weg zu einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung

„Heute machen wir eine Party. Und wir haben uns eine Party verdient“, sagte Gertrud Welper, Vorsitzende der Grünen im Kreis Borken zur Begrüßung. Was gab es zu feiern? Den Ausstieg aus der Atomenergie! Grüne in ganz Deutschland haben seit Jahrzehnten dafür gekämpft, und am 15. April 2023 war es endlich soweit: Der Atomausstieg ist umgesetzt und die letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke abgeschaltet. Im März 2023 hatten Atomkraftwerke nur noch einen Anteil von 5% an der Stromerzeugung, der kurzfristig durch flexible andere Kraftwerke ersetzt wird und mittelfristig durch die ansteigende Stromproduktion durch Erneuerbare, die bereits jetzt einen Anteil von über 50% erreicht haben.

Es war ein harter Kampf. Aber er hat sich gelohnt. Das deutsche Stromnetz gehört somit weiterhin zu den zuverlässigsten der Welt. Die Versorgung ist stabil und der Strompreis ist sogar gefallen. Unser Land ist sicherer und freier. Um auf diesen Erfolg anzustoßen haben die Grünen nach Gronau eingeladen. Und neben der Feier wurde gleichzeitig ein Blick nach vorn geworfen, auf die Aufgaben, die es bei der Abwicklung der Atomkraft noch zu bewältigen gilt. Hierüber diskutierten unter der Moderation von Alexandra Schoo aus dem Landesvorstand der Grünen der Vertreter*innen von Initiativen, Anti-Atom-Bewegung und Klimaschutzgruppen mit Dr. Jan-Niclas Gesenhues MdB, dem umweltpolitischen Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion. Auf dem Podium begrüßte Alexandra Schoo zudem Klaus Brunsmeier (BUND NRW und NBG) und Peter Bastian (SOFA Münster).

“Deutschland ist vor einem Monat aus der Kernenergie ausgestiegen! Ein Riesen Erfolg, für den viele Menschen jahrzehntelang gekämpft haben,” betonte Jan-Niclas Gesenhues in der Diskussion. Nun gelte es im nächsten Schritt, den Atomausstieg zu vollenden. Also auch die Brennelementefertigung Lingen, die Urananreicherung Gronau und Uranimporte aus Russland zu stoppen. “Damit wir nicht mehr mit dem Atomgeschäft Putins Kriegskasse zu füllen.”

Atomkraftwerke sind nicht ohne erhebliches Risiko zu betreiben, und bei Terrorgefahr oder in Kriegszeiten ist die Gefahr, die von ihnen ausgeht, nochmal größer. Atomreaktoren stellen in solch einer Lage eine strategische Schwäche und eine reale Gefahr dar. Zudem sind die Alterung der europäischen Reaktorflotte und die zunehmende Tendenz zur Laufzeitverlängerung von AKW mit neuen Risiken verbunden. Alte Anlagen sind außerdem noch schlechter gegen externe Angriffe oder Flugzeugabstürze geschützt und sind mit weniger Sicherheitssystemen zur Unfallbeherrschung bestückt.

Es ist jedoch wichtig, dass der Atomausstieg nicht als Abschluss, sondern als Beginn einer tiefgreifenden Energie- und Klimapolitik verstanden wird. Wir müssen weiterhin in erneuerbare Energien investieren und die Energieeffizienz erhöhen. Wir müssen auch sicherstellen, dass wir bei der Stromversorgung nicht von einer Technologie abhängig sind, sondern eine dezentrale und vielfältige Energieversorgung aufbauen. Auch hier war Atomkraft nie eine Lösung, denn Atomkraftwerke fallen sehr oft aus, und aufgrund von Störungen und langwieriger Wartungen steht Atomstrom im Schnitt mehr als ein Fünftel der Zeit nicht zur Verfügung, ein Rekord im Vergleich zu anderen Stromquellen. Atomkraftwerke kommen mit den Auswirkungen der Klimakrise, Hitze und Wassermangel nicht gut zurecht und sind auf milde Temperaturen und reichlich Kühlwasser angewiesen, das in der Regel aus Flüssen stammt. Die Wasserversorgung wird jedoch durch die Klimakrise immer unberechenbarer.

Atomstrom ist viermal so teuer wie Strom aus Wind und Solar. Eine MWh Atomstrom kostet 148 €, während eine MWh aus Wind- und Solarstrom nur 37 € kostet. Für jeden investierten Euro erhält man also viermal so viel Strom aus Erneuerbaren wie aus Atomenergie. Die jährlichen Kosten der Atomenergie belaufen sich im deutschen Bundeshaushalt 2022 auf etwa 1,8 Mrd. EUR, einschließlich der Kosten für Zwischen- und Endlagerung sowie für den Rückbau von Atomkraftwerken. Hinzu kommen andere Posten wie die Entschädigung von 2,4 Mrd. EUR, die die Bundesregierung 2021 an die AKW-Betreiber zahlen musste, um die entgangenen Gewinne aufgrund des schlecht ausgestalteten Atomausstiegs der Regierung Merkel auszugleichen.

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Verwandte Artikel