Ein Video des FC Ottenstein ist in den vergangenen Tagen mehr als eine Millionen Mal angeklickt worden: Der Ahauser Fußballverein macht sich stark für seinen Spieler Ousman John. Der heute 20-jährige aus Gambia wurde Ende Juni auf dem Weg zur Arbeit von der Ausländerbehörde abgeholt, um ihn abzuschieben. Aktuell befindet er sich in einem Abschiebegefängnis in Darmstadt. Mittlerweile erfährt Ousman John eine überwältigende Welle der Solidarität und Tausende Menschen setzen sich dafür ein, dass er im Kreis Borken bleiben und ab dem 1. August eine Ausbildung antreten kann. Zu den Unterstützer*innen gehören auch prominente Sportler wie Gerald Asamoah, Robin Gosens, Vitaly Janelt und Simon Terodde.
Ousman John droht die unmittelbare Abschiebung in sein Heimatland Gambia. Von dort war er 2017, als damals 15-Jähriger geflohen: Zwei Jahre hatte er zuvor obdachlos als Straßenkind gelebt. Sein Vater war gestorben, als er 13 war. Seine Mutter hatte er damals noch nicht kennengelernt. Zu ihr bekam er erst in Deutschland Kontakt. Sie ist zwischenzeitlich an Brustkrebs gestorben. Nach der Flucht gelangte Ousman John 2019 nach Deutschland, kam über Norden und Ochtrup nach Vreden. Dort arbeitete er zwei Jahre in einer Vredener Firma, vor kurzem wechselte er in eine Zeitarbeitsfirma. Mittlerweile liegt der für seine Aufenthaltserlaubnis so wichtige Ausbildungsvertrag vor: Ousman John kann zum 1. August seine Ausbildung antreten.
„Wenn Ousman zurück nach Gambia muss, steht er vor dem nichts. Beide Eltern sind tot, die Urkunden liegen der Härtefallkommission ebenso vor wie sein Ausbildungsvertrag. Er hat keine Freunde oder Verwandte mehr in Gambia, keinen Job und keine Bleibe, würde somit erstmal auf der Straße leben. Gambia ist eines der ärmsten Länder mit einer unheimlich hohen Arbeitslosigkeit. Die Chancen, dass er dort Fuß fassen kann, sind sehr, sehr gering,“ erläutern Ousmans Freunde vom FC Ottenstein. So ist Ousman in Vreden hervorragend integriert und war auch bisher voll berufstätig und kam für seinen Lebensunterhalt selbst auf. Ab dem 1. August kann er zudem eine Ausbildungsstelle antreten und erfüllt damit die Voraussetzungen, um von den Behörden eine sog. Ausbildungsduldung zu erhalten, um in Vreden bleiben zu können.
Die Grünen im Kreis Borken unterstützen Ousman John ebenfalls und machen sich dafür stark, dass der junge Vredener auch weiterhin im Westmünsterland leben kann. „Ousman John ist ein junger Mensch, der die deutsche Sprache bemerkenswert gut und schnell gelernt hat, sich im Sportverein engagiert, in Vreden viele Freunde hat und seit mehr als zwei Jahren vor Ort arbeitet und sich um eine Ausbildung bemüht, um seine Zukunftsperspektiven noch weiter zu verbessern: es ist in keiner Weise zu verstehen, wieso dieser junge Vredener nach Gambia abgeschoben werden muss,“ sagt Gertrud Welper, Kreisvorsitzende der Grünen, die wie Ousman John auch in Vreden wohnt.
„Wir versuchen zu helfen wo wir können,“ betont auch Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Die Grünen haben sich dazu an ihre Abgeordneten im Landtagsfraktion gewandt und auch Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, mit der Bitte um angeschrieben. „Der Härtefallkommission des Landes liegt der Fall von Ousman John mit begleitenden Unterlagen vor.“ Kommen die Mitglieder des Gremiums zum Schluss, dass „dringende humanitäre oder persönliche Gründe“ für einen Verbleib in Deutschland vorliegen, bestehen sehr gute Chancen, dass Ousman John auch weiterhin in Vreden leben, arbeiten und beim FC Ottenstein Tore schießen wird.
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