In der Nacht rollte ein Schwertransport mit einem leeren Castor-Behälter von Jülich nach Ahaus quer durch NRW, um die Route zu testen. Am Zielort im Westmünsterland demonstrierten am Montagabend Atomkraftgegner*innen gegen die Transporte. Mit dabei war auch Felix Ruwe, Sprecher der Ahauser Bürgerinitiative. Er kündigte an: „Das heute war nur eine Transportbeobachtung. Wir kennen jetzt die Route. Beim nächsten Probelauf werden wir ein paar Landwirte dazuholen, damit wir ordentlich Radau machen können.“ Ende des Monats soll es eine weitere Probefahrt geben, dann soll auch die Atom-Aufsichtsbehörde dabei sein. 152 Atommüll-Behälter sollen insgesamt im kommenden Jahr ins Atommülllager Ahaus gebracht werden..
Seit 1992 lagert der Atommüll in 152 Castoren auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich. Bereits seit 2009 wird darüber gestritten, was mit den Behältern passieren soll. Nachdem die Genehmigung für den Verbleib in Jülich schon 2013 ausgelaufen war, hatte der damalige NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) als Atomaufsicht 2014 eine unverzügliche Räumung des dortigen Atommülllagers wegen angeblicher Erdbebengefahr angeordnet. Allerdings gibt es diese Erdbebengefahr offensichtlich gar nicht. Im Oktober 2022 ist das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung zu der Einschätzung gekommen, „dass der Gesamtkomplex der seismischen Bemessung und der davon abhängigen sicherheitstechnisch zu bewertenden Auswirkungen mit positivem Prüfergebnis abgeschlossen werden“ konnte.
Die Grünen im Kreis Borken lehnen die Transporte als teuer, überflüssig und mit unnötigen Risiken behaftet ab. So gibt es in Ahaus keine Reparaturmöglichkeit für defekte Castoren. Vor einer Endlagerung ist zudem eine Neuverpackung der Brennelement-Kugeln notwendig, die in Ahaus nicht möglich sei, was unweigerlich weitere Transporte nach sich ziehen werde. Die bessere Option ist ein Verbleib des radioaktiven Mülls in Jülich bis zur Entscheidung über die endgültige Einlagerung in einem bundesweiten Endlager. Diese Variante wird auch von der Landesregierung aus CDU und Grünen in ihrem Koalitionsvertrag bevorzugt. Dazu muss am Standort Jülich unverzüglich ein neues Zwischenlager errichtet werden.
Kritik am Probetransport aus dem Zwischenlager Jülich nach Ahaus kam auch von Jan-Niclas Gesenhues, dem umweltpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag: „Ich halte es für einen schweren Fehler, hunderte Fässer mit radioaktivem Müll quer durch NRW zu kutschieren. Es geht hier um die Sicherheit unserer Bevölkerung, das hat höchste Priorität. Nur weil es vielleicht billiger ist, den Atommüll nach Ahaus zu transportieren, als das Zwischenlager in Jülich zu ertüchtigen, dürfen wir nicht mit unserer Sicherheit spielen. Die Entscheidung, wie es mit Jülich weiter geht, darf keine rein betriebswirtschaftliche Frage sein. Es liegt doch auf der Hand, dass wir hochgiftiges Material so wenig wie möglich durch die Gegend fahren sollten. Bei aller Vorsicht besteht weiter ein erhebliches Risiko und enorme logistische Herausforderungen. Der geplante Transport nach Ahaus muss gestoppt und das Zwischenlager in Jülich erweitert werden.“
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