Grüne fordern der Landwirtschaft Schäden durch Saatkrähen zu ersetzen

Seit einiger Zeit lässt sich im Kreis Borken beobachten, dass sich die streng geschützten Saatkrähen in manchen Gebieten augenscheinlich explosionsartig vermehren. Mehrfach schon gab es Beschwerden von Anwohner*innen, die durch die rabiat auftretenden Krähen, den Lärm, den sie verursachen, und ihren Kot belästigt werden. “Für manche Landwirtinnen und Landwirte haben die vermehrten Krähenkolonien aber noch weit gravierendere Folgen: Sie erleiden hohe finanzielle Schäden durch die Vernichtung ihrer Aussaat seitens der Krähen,” erklärt Vera Timotijević, Kreistagsabgeordnete der Grünen. Saatkrähen holen das keimende Saatkorn aus der Erde und reißen dafür mitunter reihenweise die jungen Pflanzen aus. “Auf Äckern ist die Folge auch für Laien gut zu erkennen, indem sich dort Loch an Loch reiht. Auf 30% bis 80% der Fläche richten die Krähen Schäden an. Dieser liegt dann schnell bei mehr als 500 Euro pro Hektar, ohne dass die Landwirtinnen und Landwirte eine Entschädigung dafür erhalten,” sagt Timotijević.

Aber die Tiere zu vergrämen ist nicht einfach, auch weil sie geschützt sind. “Saatkrähen unterliegen im Gegensatz zu den Rabenvogelarten Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher dem Naturschutzrecht und sind daher nach § 7 Absatz 2 Nummer 13 BNatSchG besonders geschützt,” sagt Heinrich Rülfing, Bio-Landwirt und Sprecher für Naturschutz und Landwirtschaft in der Grünen Kreistagsfraktion. Die Schutznotwendigkeit ergibt sich aus § 44 BNatSchG. Danach ist es verboten, Tiere der besonders geschützten Arten zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Darüber hinaus gilt auch das Verbot, die Vögel während ihrer Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören. Was den Handlungsspielraum der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörden vor Ort zur ausnahmsweisen Gestattung von Vergrämungsmaßnahmen im Einzelfall anbelangt, so regelt § 45 BNatSchG in seinem Absatz 7 Sätze 1 und 2, dass dies nur aus den dort genannten Gründen und im dort genannten Umfang zulässig ist.

“Die verschiedenen Krähenarten – Raben- und die geschützten Saatkrähen – verursachen zum Teil erhebliche Schäden in der Landwirtschaft. Wie hoch die Ausfälle pro Jahr sind, erfasst der Kreis Borken bisher nicht,” sagt Vera Timotijević. Eine Entschädigung ist nach § 68 Abs. 1 BNatSchG dann zu leisten, wenn Beschränkungen des Eigentums auf Grund der dort genannten Vorschriften im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen, der nicht durch andere Maßnahmen, insbesondere durch die Gewährung einer Ausnahme oder Befreiung, abgeholfen werden kann.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt daher für die kommende Sitzung des Ausschusses für Natur, Umwelt, Landwirtschaft und Klimaschutz das Thema „Schäden in der Landwirtschaft durch Saatkrähen“ auf die Tagesordnung zu setzen. “Die Kreisverwaltung soll dann einen Bericht dazu abgeben , welche durch Saatkrähen in der Landwirtschaft verursachten Schäden im Kreisgebiet aus den vergangenen Monaten bekannt sind. Zudem möchten wir wissen, welche Maßnahmen – gemeinsam mit Landwirtschaft und Naturschutzverbänden – ergriffen werden können, um diese Schäden einzudämmen und gleichzeitig den Schutz der Vögel zu beachten,” sagt Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag.

„Krähen sind intelligente Vögel“, sagt der Fraktionsvorsitzende. „Es gibt vergleichsweise wenig Möglichkeiten, um die von ihnen ausgehenden Schäden einzudämmen.“ Billige Tricks durchschauen die Tiere schnell. Die Grüne Fraktion schlägt daher in einem Antrag vor, dass der Kreis Borken eine Anlaufstelle für Landwirt*innen einrichtet, um die im Kreisgebiet durch Saatkrähen entstehenden Schäden zu erfassen und beziffern. Danach wollen die Grünen den Landwirtinnen und Landwirten schnell und unkompliziert Hilfe zukommen lassen, indem der Kreis einen Fonds auflegt, aus dem diejenigen Landwirtinnen und Landwirte entschädigt werden, die durch die Saatkrähen finanzielle Einbußen zu beklagen haben. “Wir möchten, dass der Fonds noch in diesem Jahr eingerichtet wird,” sagt Steiner.

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